Stundenlang die Nudel dehnen

Die Woche der Verlängerung: Das Internet verspricht sagenhaftes Peniswachstum

„Tritt näher heran, er ist kürzer, als du denkst!“ Über den alten Spruch an der Wand des Kneipenklos konnten einige Männer noch nie lachen. Seit früher Jugend meiden sie Sauna und gemeinsames Duschen im Sportverein. Sie haben Hemmungen, denn ihr Penis ist zu klein.

Ihnen kann geholfen werden, schon die Encyclopaedia Britannica berichtet von einem Mittel, das seit Jahrhunderten von Naturvölkern zu kultischen Zwecken genutzt wird: die Vergrößerung des Penis durch kontinuierliche Dehnung. Durch jahrelanges Anbringen von Gewichten erreichen die Karamogong in Uganda, aber auch die Heiligen Sadhus in Indien eine Penisgröße von bis zu sagenhaften 45 Zentimetern. Sicherlich ist es ein schönes Geräusch, wenn so ein Monsterprügel bei jedem Schritt gegen das Schienbein klatscht. Und schon bald wird das Klatschen überall zu hören sein, denn mit Hilfe des Internet kann sich nun jeder Zu-kurz-Geratene seine Wunschflöte antrainieren. Man muss nur danach googeln.

Mit dem „MegaTrac-System“ haben die „American Bodycrafters“ die alte Idee konsequent an die Bedürfnisse des westlichen Kulturkreises angepasst. Ein stabiles Latexkondom wird von einem Plastikzylinder umhüllt, daran werden verchromte Gewichte befestigt. Bis zu 3,6 Kilo hängen am Penis – jeden Tag ein paar Stunden lang. Und wem das zu anstrengend wird, der legt sich bäuchlings auf den „Traction Table“. Eine Aussparung an entsprechender Stelle sorgt dafür, dass die Zugkraft beim Nickerchen erhalten bleibt. Durch die permanente (und angeblich schmerzfreie) Dehnung soll der Schniedel in seiner Gesamtheit zur Neubildung von Zellen angeregt werden. Er entwickelt neues Wachstum und nimmt auch an Umfang zu. Preis: ab 79 Dollar.

Etwas bequemer, aber nach dem gleichen Prinzip geht’s mit dem „PeniMaster“. Bei diesem Streckgerät wird die Rute durch das Ansatzstück geführt, dann ein Halteriemen hinter der Eichel befestigt. Über zwei seitlich angebrachte Haltestangen reguliert man die Zugkraft. Eingekerbte Markierungen in den Metallstangen zeigen nach dem Prinzip einer Federwaage an, wie stark die ausgeübte Zugkraft auf den Penis ist. Angeblich soll man das Gerät auch in der Hose tragen können. Beim bloßen Anblick der Konstruktion drängt sich jedoch der Gedanke an hemmungslosen Fellatio mit Zahnspange und Gaumenplatte auf. Kosten: 139 Euro plus Versand.

Das Konkurrenzprodukt „PeniStretcher“ ist etwas eleganter konstruiert, dafür macht es besonders im Bereich der Eichel einen weniger robusten Eindruck. Dennoch soll hier eine Verlängerung von drei bis fünf Zentimeter sowohl im erigierten als auch im schlaffen Zustand und eine Verdickung von zehn Prozent des ursprünglichen Umfangs möglich sein. Mit 150 Euro ist es jedoch vergleichsweise teuer.

„Phallosan“ mit Saugglocke lässt nicht nur den Dödel wachsen, sondern hilft auch bei erektiler Dysfunktion. Die nötige Zugkraft wird hier nicht durch Metallstangen erzeugt: Das Ende eines elastischen, um den Körper geschnallten Gürtels zieht an einer Vakuumglocke, die fest auf der Nudel sitzt. „Phallosan“ kann auch in engen Jeans und unauffällig während der Arbeit getragen werden. Mit knapp 200 Euro ist es jedoch viel zu teuer.

Ein weiteres mechanisches Mittel sind Vakuumpumpen. Diese sind durchaus erfolgreich, haben jedoch einen Nachteil: Die erforderliche Tragedauer von täglich drei bis vier Stunden kann nur selten erreicht werden. Dafür sind sie durchaus als Sexspielzeug beliebt: „Diese Pumpe ist geiler als jedes echte Sex-Erlebnis!“, schwärmt der Tester eines Sexshops, nachdem er die neue „Twister-Cyber-Pumpe“ (119 Euro) ausprobiert hat.

Auch durch reine Gymnastik soll sich der Johannes vergrößern lassen, bei „MediaPenis“ können Unterlagen für 29 Euro im Monat abonniert werden. Hier ist jedoch äußerste Vorsicht angebracht: Wenn das funktionieren würde, hätten Männer allein vom regelmäßigen Onanieren riesige Pimmel. Mit Pillen oder Salben ist eine Penisverlängerung ebenfalls unmöglich – auch wenn eine Monatsdosis solcher Mittel für 60 Dollar verkauft wird.

Wer es eilig hat, muss unters Messer: In tschechischen Spezialkliniken ist die Penisverlängerung schon für 1.800 Euro zu haben. Wir empfehlen eine Methode, die schmerzfrei und sehr angenehm ist: Placebocreme, zweimal täglich von der Gespielin oder dem Gespielen aufgetragen – und dann ordentlich einmassiert. DIETER GRÖNLING