fernsprecher
: Bitte hübsch verständig

125 Jahre Telefon

Aus gegebenem Anlass an dieser Stelle eine kleine Bitte vorab: Für folgende Zeilen mögen die Hörer auf den Apparaten bleiben. Es gilt, kurz innezuhalten angesichts dieses gedenkwürdigen Tages. Heute vor genau 125 Jahren trat das Telefon von Berlin aus seinen Siegeszug an!

Am 12. November 1877 führte Generalpostmeister Heinrich v. Stephan Seiner Durchlaucht, dem Fürsten Reichskanzler Otto von Bismarck seine neueste Errungenschaft vor: die „Telegrafenlinie mit Fernsprecher“. Es heißt, seine Durchlaucht sei so etwas von begeistert gewesen, dass er sofort grünes Licht für den Ausbau eines flächendeckenden Telefonnetzes gab. Unser aller Telefon – eine staatstragende Angelegenheit also, von Anfang an. So staatstragend, dass Durchlauchts erste Worte, die er durch seinen Fernsprechapparat sprach, leider nicht überliefert sind. Gewiss ist nur die Einführung am 12. November, die allerdings nicht privat, sondern rein amtlich gemacht wurde, so Clemens Schwender, Medienwissenschaftler an der Technischen Universität Berlin: „Die ersten Fernsprechapparate wurden in einzelnen Postorten installiert, die keinen Telegrafenanschluss hatten.“ Sie dienten vornehmlich dazu, Telegramme aufzugeben. Das Problem lag auf der telefonwilligen Hand: Wen sonst sollte man anrufen, wenn niemand ein Telefon besitzt. Die Erweiterung des Netzes dauerte, auch wenn man vorsorglich die Anschlüsse paarweise installierte. Das Telefon – eine leicht bekloppte Angelegenheit, von Anfang an. So sah es zumindest die Mehrheit der Berliner, die ihr erstes Telefonbuch 1881 mit 85 Einträgen „Buch der Narren“ nannte. Vergleichsweise hoch waren dagegen die Gebühren: Eine Anlage und die Benutzung von Telegrafenleitungen in Berlin kostete 120 Mark jährlich, für eine Leitung bis zu zwei Kilometer Länge. Gespräche wurden zunächst pauschal abgerechnet, ohne Zeitmessung. Später im Drei- bzw. Sechsminutentakt, der mit Hilfe von Sanduhren gemessen wurde. Das Telefon – auch eine finanzielle Angelegenheit, von Anfang an. Kein Wunder, dass es in Berlin schnell zum Statussymbol avancierte. Industrielle und Geschäftleute sprangen auf den Boom auf, 1890 zählte das Telefonbuch bereits 10.000 Einträge.

Und die Moral der Telefon-Geschicht: „Die angestellten Leute / Sind oft des Raisoniertischs Beute / Und hinterher wird es dann klar / Daß alles blinder Lärm nur war / Drum fasse Jeder mit Emphase / Sich an die Werthe eig’ne Nase: / Der „Anschluß“ thut es nicht allein / man muß auch hübsch verständig sein!“ SUSANNE LANG