Zurückgerannt in die Weltspitze

Die Triathletin Anja Dittmer trennt sich von ihrem Trainer Thomas Springstein und wird Sechste bei der WM

BERLIN taz ■ Die Anstrengungen der beiden zurückliegenden Stunden waren Anja Dittmer anzusehen, für ein Lächeln im Ziel reichte die Kraft der Triathletin aus Neubrandenburg aber gerade noch so aus. Und passend zu ihrem Lächeln sagte sie diesen ebenso kurzen wie einfachen Satz: „Ich bin sehr zufrieden.“

Dazu bestand ja auch durchaus Anlass: Platz sechs bei der Triathlon-WM im mexikanischen Cancún, da kann man sich schon mal ein Loch in den Bauch freuen, zumal wenn es in letzter Zeit nicht mehr allzu weit her war mit Erfolgen. Vor drei Jahren war die 27-Jährige noch Europameisterin, ein Jahr später WM-Fünfte, danach aber zeigte die Formkurve der talentiertesten deutschen Kurzstreckentriathletin beinahe permanent Richtung Keller, inklusive bei den Olympischen Spielen in Sydney. Nun aber, in Cancún, meldete sie sich zurück im Kreis der Weltbesten, auch wenn es für einen Platz auf dem Siegerpodest noch nicht reichen sollte, dieses teilten sich Leanda Cave (Großbritannien), Barb Lindquist (USA) und Michelle Dillon (Großbritannien).

Um auf die Erfolgsspur zurückkehren zu können, musste sich die Neubrandenburgerin freilich von einem trennen, der nicht selten selbst mit dem Attribut Erfolg in Zusammenhang gebracht wird: Gut zwei Jahre trainierte Dittmer bei Thomas Springstein, dem Trainer und Lebensgefährten der 400-m-Läuferin Grit Breuer. Springstein hatte Dittmers Freund Stephan Vuckovic zum Olympiasilber geführt, sie selbst aber brachten die knallharten Übungseinheiten weniger nach vorne, noch vor der WM kam es schließlich zur Trennung. „Wir haben beide keinen Fortschritt mehr gesehen“, erklärt Dittmer ihren Schritt, seitdem schreibt sie sich ihre Trainingspläne selbst. Und geht bisweilen schon mal auch mit ihrem Freund und dessen neuem Coach, dem Marathon-Bundestrainer Wolfgang Heinig, ins Höhentrainingslager, so wie vor der WM. „Ich bin dort vielen Weltklasse-Langstreckenläufern begegnet“, erzählt die Neubrandenburgerin. Offensichtlich hat sie dabei gut aufgepasst. In Cancún hatte Anja Dittmer die zweitbeste Laufzeit. FRANK KETTERER