Schatz tiefergelegt

Ungewöhnlicher Fund unter dem Boden einer Kirche im Süden Bremerhavens begeistert Archäologen

Bremer Landesarchäologen haben in der evangelischen Dionysius-Kirche Bremerhaven-Wulsdorf einen vergrabenen Schatz mit mehr als 40 Silbermünzen entdeckt. Der Fund in der alten Wehrkirche stammt nach einer ersten Einschätzung des Archäologen Dieter Bischop aus dem 14. Jahrhundert. Eine so große Menge sei im Land Bremen noch nicht zu Tage gefördert worden.

Bischop bezeichnete die Geldstücke als „Brakteaten“, Münzen mit Bremer Prägung, die aus dünnem Silber geschlagen wurden. Ursprünglich sollte in der etwa 900 Jahre alten romanischen Feldsteinkirche mit ihrem Westturm und einem freistehenden Glockenturm nur eine neue Heizungsanlage verlegt werden. Doch kaum schaufelten die Arbeiter den Kirchenboden auf, wurden erste Münzen, Keramikscherben und zahlreiche Skelette gefunden, darunter die Knochen eines Kindes mit einer kleinen Krone auf dem Kopf.

Der Silberschatz befand sich in einer vermoderten Holzkiste, von der über die Jahrhunderte nur Beschläge übrig sind. Bei den Münzen fand Bischop auch einen vergoldeten Ohrring. Der Archäologe vermutet, dass der Schatz vor Angreifern, möglicherweise vor Piraten, in einer Tiefe von gut einem halben Meter vergraben wurde.

Tatsächlich heißt es in der Kirchenchronik, der Kirchhof sei von alters her mit einer ungewöhnlich hohen und starken Mauer eingefasst. Man glaubt daher, dass die Einwohner in alten Zeiten „mit ihrem Viehe und Gütern gegen den Überfall der Räuber, die bey niedrigem Wasser über die Weser und Geeste gesetzt, dahin geflüchtet, und sich durch dieselbe vertheydiget haben.“

Die meisten der Silberstücke sind nicht größer als Ein-Cent-Münzen. Sie sollen nun restauriert und genau untersucht werden. Bischop will klären, ob es zur fraglichen Zeit vor etwa 600 Jahren tatsächlich Kämpfe oder Belagerungen in der Region gegeben hat, die heute zum Süden Bremerhavens zählt. Wo die Münzen dann später ausgestellt werden, ist noch nicht klar. Allerdings wird der rund 2.700 Mitglieder starken Dionysiusgemeinde in dieser Frage wohl ein Mitspracherecht eingeräumt. Die Skelette sollen auf jeden Fall in der Kirche bleiben.

Dieter Sell (epd)