Ein Bettlaken der Solidarität

AnwohnerInnen und Gewerbetreibende im Karolinenviertel wünschen sich den Bauwagenplatz Bambule zurück und üben scharfe Kritik an der polizeilichen Räumung aus der Vorwoche

von IMKE WIETERS

„Die Straßen sehen jetzt traurig aus, so ein bisschen wie New York ohne Türme“ beschreibt Petra Stangenberg, Mitarbeiterin des Cafés Yoko Mono, das Karoviertel nach der Bambule-Räumung: „Auch wenn ich die Leute der Bambule nicht persönlich kenne, gehören sie zum Viertel dazu.“ Die Solidarität der GewerbebetreiberInnen und AnwohnerInnen ist groß – und das wird nicht nur durch den offenen Brief an den Senat deutlich, der mittlerweile schon von mehr als 70 UnterzeichnerInnen unterstützt wird. In dem Brief hatten Gewerbetreibende aus dem Viertel klargemacht, dass sie den Bauwagenplatz vermissen. Aus Fenstern und vor den Geschäften hängen Bettlaken mit Slogans wie „We love Bambule“. Viele Läden haben den Offenen Brief ins Schaufenster geklebt.

Margarete Javanmardi, Besitzerin des Café Klatsch, findet die Vertreibung besonders ungerechtfertigt: „Die Bambule war doch vor uns allen da, vor den ganzen schicken Läden, die Bambule hat das Karoviertel entscheidend geprägt.“ Viel störender, sogar „beängstigend“ beschreiben die meisten den Polizeieinsatz am Tag der Räumung des Bauwagenplatzes. Carola Wineberger, Besitzerin des Blumenladens Saxifarga, empfand den Einsatz „als Verbrecherjagd, wo es keine Verbrecher gab, der Aufwand wird der Sache überhaupt nicht gerecht. Ich habe die Bambule-Leute als ganz normale Nachbarn wahrgenommen, Lautstärke war nie ein Problem. Die Leute deswegen zu vertreiben wäre genauso, als würde ich Nachbarn aus ihrer Wohnung jagen lassen, wenn sie mal feiern.“

Andere beschreiben den Einsatz als „lächerlich“. „Das Geld für einen solchen Einsatz sollte lieber für sinnvollere Sachen verwendet werden, für die Drogenpolitik beispielsweise, das wäre positiv“ meint Javanmardi zu dem Polizeieinsatz der Vorwoche. „Es geht hier um etwas ganz anderes. Der Platz wurde im Zuge der Messeerweiterung geräumt, und das ist schlimm“, sagt Rebekka Hitz, Mitarbeiterin des Café Oriental und Anwohnerin.

Simone Wilkens vom Schuhhaus Grabbe berichtet, dass sie kurz nach der Kampagne einen anonymen Anruf auf dem Anrufbeantworter gehabt habe, der sich über die zu späte Solidarität im Viertel beklage. „Ich denke, dafür ist es nie zu spät“ kommentiert sie. Die Initiatorin der Unterschriftensammlung, Claudia Grabbe, berichtet dass auch noch in anderen Stadtteilen wie Altona und Schanze, Listen und weitere Projekte geplant seien. „Wir sind offen für Ideen, es geht um mehr als um die Bambule.“