Eine Freundschaft mit Knacks

Michael Fawcett, Berater von Prinz Charles, soll einen Butler von Diana vergewaltigt haben. Nun droht ihm ein Prozess

Der Prinz hängt an ihm. Michael Fawcett ist der älteste Berater des britischen Thronfolgers Prinz Charles, beide sind eng befreundet. Nun hat die Freundschaft einen Knacks bekommen: Fawcett soll der „Palast-Vergewaltiger“ sein. George Smith, ein früherer Diener der Charles-Gattin Diana, behauptet, Fawcett habe ihn vor 13 Jahren vergewaltigt und es sechs Jahre später beim Staatsbesuch von Charles in Ägypten erneut versucht. Smith vertraute sich Diana an, die seine Geschichte auf einem Tonband aufzeichnete. Wo diese Kassette abgeblieben ist, weiß niemand.

Offenbar suchte die Polizei danach, als sie vor achtzehn Monaten die Wohnung des ehemaligen Diana-Butlers Paul Burrell durchsuchte. Burrell wurde des Diebstahls angeklagt, weil man bei ihm mehr als 300 Gegenstände der toten Prinzessin fand – aber nicht die Kassette. Burrell wurde vor zwei Wochen freigesprochen, weil Königin Elisabeth plötzlich einfiel, dass Burrell sie über die Gegenstände informiert hatte.

Oder wollte sie verhindern, dass bei dem Prozess andere Sachen zur Sprache kämen? Der 42-jährige Smith behauptet, er habe Fawcett bei einer „Aktivität, in die ein Mitglied der königlichen Familie verwickelt war, beobachtet, die der Monarchie schweren Schaden zufügen“ würde, sollte die Geschichte bekannt werden.

Fawcett, 40, ist ein Veteran des Malwinen-Krieges. Für seinen Job beim Prinzen bekommt er rund 250.000 Euro im Jahr. Er muss sich nicht nur gegen den Vorwurf der Vergewaltigung, die er abstreitet, wehren, sondern auch gegen die Beschuldigung, Rassist zu sein. Die 39-jährige Elizabeth Burgess sagt, Fawcett habe sie als „verdammte Nigger-Tipse“ beschimpft, als sie in Charles’ Sommerpalast angestellt war. Als sie sich im Personalbüro beschwerte, riet man ihr, die Sache zu vergessen, da Fawcett ein Lieblingsangestellter des Prinzen sei.

Die britischen Zeitungen haben ausführlich über den „Palast-Vergewaltiger“ berichtet, ohne jedoch Fawcett beim Namen zu nennen. Das ist ihnen gerichtlich untersagt. Die meisten Blätter umgingen das Verbot, indem sie ein Foto von Charles und Fawcett neben die Vergewaltigungsgeschichte druckten, ohne beides direkt in Verbindung zu bringen. Wie eng das Verhältnis des Thronfolgers zu seinem Berater Fawcett ist, belegt die Tatsache, dass Charles die Kosten des anstehenden Vergewaltigungsprozesses übernehmen will, die sich wohl auf 300.000 Euro belaufen werden. Charles’ Ansehen bei der britischen Bevölkerung ist durch die Vertuschung der Vergewaltigung stark gesunken. Selbst königstreue Blätter sparen nicht mit Kritik. Der offizielle britische Hofbiograf Ben Pimlott meinte allerdings, dass über die Geschichte bald Gras wachsen werde. Schließlich gehe es lediglich um „Butler, die Butler bumsen“.

Charles hat nun eine Untersuchung eingeleitet. Es ist das erste Mal, dass die Windsors zu solch einer Maßnahme greifen. Allerdings wird Charles’ Privatsekretär Michael Peat die Untersuchung leiten. Der Prinz habe ihm freie Hand gegeben, sagte Peat, er solle niemanden schonen. Er fügte hinzu, die Vorwürfe, das Königshaus habe den Vergewaltigungsvorwurf vertuscht, seien genauso absurd wie die Behauptung, Fawcett habe Charles’ Geschenke verkauft. Was mag bei Peats Untersuchung im Dezember wohl herauskommen?

RALF SOTSCHECK