Schildkrötensuppe wird knapp

Die Artenschutzkonferenz endet heute mit gemischtem Ergebnis: Mahagoni, Papageien, Schildkröten und Seepferdchen künftig unter Schutz, aber wieder Handel mit Elfenbein

BERLIN taz ■ Die Haifischflossensuppe bleibt auf den Speisekarten der Edelrestaurants. Gestern entschied eine Fachgruppe der Weltartenschutzkonferenz mit knapper Mehrheit, den Handel mit Riesen- und Walhaien nicht zu beschränken. Zwar stehen dieser Punkt und andere nochmals zur Disposition, wenn heute die Delegierten der 160 Staaten zum abschließenden Plenum in Santiago de Chile zusammenkommen. Vorab zieht Thilo Maack von Greenpeace ein eindeutiges Fazit: „Die 12. Konferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen wird kein Erfolg.“

Nur wenige Entscheidungen standen gestern Nachmittag noch aus. Die Artenschützer sind enttäuscht, weil das Verbot des Elfenbeinhandels gelockert wurde (die taz berichtete). Das Ergebnis der intenationalen Konferenz ist allerdings nicht nur schlecht: Mahagoni, Papageien, Schildkröten und Seepferdchen werden künftig geschützt.

Stellvertretend für die EU hatte Großbritannien beantragt, den Riesenhai zu beschützen, Indien und die Philippinen wollten das Gleiche für den größten Fisch der Erde, den Walhai. Die Haie hätten keine Chance mehr, würde der Handel nicht strikt begrenzt, hatten Artenschützer im Vorfeld gewarnt. China, Japan und Island sprachen sich jedoch gegen den Schutz der größten und ältesten Meeresbewohner aus. Denn Flossen, Fleisch, Knorpel und Lebertran werden vor allem in den ostasiatischen Ländern verkauft. Weil die Haie langsam und in Küstennähe schwimmen, sind sie für Fischer leichte Beute – und ein lukratives Geschäft. Für die Flossen werden auf den Märkten in Hongkong bis zu 2.300 Euro bezahlt. Riesenhai genau wie Walhai können nur überleben, wenn ihr Bestand geschont wird. Der Walhai mit seinen 15 Tonnen Gewicht und 4 Meter Länge lebt zwar bis zu 100 Jahre, bekommt aber genau wie sein etwas kleinerer Kollege nur wenig Nachwuchs.

Mehr Glück hatten da die Seepferdchen. Sie gelten in China, Singapur und Taiwan als Wunderdroge, werden getrocknet und für Potenzmittel pulverisiert. 24 Millionen wurden in Asien allein im Jahr 2000 gehandelt – bisher unkontrolliert. Nach der gestrigen Entscheidung müssen Exportländer zumindest versichern, dass die Tiere aus legalen Fängen stammen, die den Bestand der Population nicht gefährden. Es ist das erste Mal, dass der Handel mit einem maritimen Fisch kontrolliert wird.

Sogar von einem „historischen Sieg“ sprach gestern Volker Homes vom WWF in Sachen Tropenholz. Zehn Jahre hatten die Artenschützer diskutiert: Nun wird der akut gefährdete Großblättrige Mahagoni unter Schutz gestellt. Um mehr als 80 Prozent sind die Bestände des wild wachsenden Mahagonibaums in Costa Rica, El Salvador und Mexiko mittlerweile zurückgegangen.

Neben Meeresbewohnern und Pflanzen ging es gestern auch um die Zukunft verschiedener Landgänger: Die akut vom Aussterben bedrohten asiatischen Großkatzen Schneeleopard, Nebelparder und Asiatischer Leopard werden unter Schutz gestellt. Der Handel mit drei gefährdeten Papageienarten wurde untersagt und der mit 22 asiatischen Schildkröten beschränkt.

HANNA GERSMANN