Existentieller Gesang

Bremen ist Deutschlands lappländische Hochburg und präsentiert jetzt Kunst und Gesang aus dem hohen Norden in St. Stephani: Ein Konzert, in dem „gejoikt“ wird

Im fernen Norden ist Bremen derzeit wohl bekannt: „Lapin Kansa“, Lapplands tonangebende Tageszeitung, widmete einer Ausstellung in der Stephani-Kirche einen großen Aufmacher. Dort sind derzeit viele kunsthandwerkliche Schätze der „Indianer des Nordens“ und – nicht zuletzt – hervorragende Fotografien des legendären „Nordlichts“ zu sehen.

Denn, was viele nicht wissen: Bremen ist sozusagen die lappländische Enklave in Deutschland. Die bundesweit aktive „Lappland-Initiative“ bringt hier ihre Zeitschrift heraus (sie heißt „Sápmi“), wie man Lappland korrekterweise nennen sollte. Sápmi also lernte der Bremer Günter Böttcher vor rund 20 Jahren im Urlaub kennen – und ist seitdem fasziniert von Land und Leuten. Mittlerweile hat er eine Schar von über 50 Begeisterten um sich geschart.

Begleitend zu der von ihnenkonzipierten Austellung gibt es derzeit in Bremen ein samisches Kulturprogramm zu sehen. Dessen Höhepunkt könnte kommenden Montag stattfinden: Die Sängerin Petra Magga tritt auf, um den obertonreichen Joik-Gesang ihrer Heimat zu Gehör zu bringen. Sie joikt für uns, könnte man auch sagen, denn joiken meint in seiner ursprünglichen Form den tief empfunden Ausdruck für eine Sache, ein Lebewesen, eine Landschaft. Beispiel: „Ich joike dein stählernes Rentier“, soll eine Lappländerin auf einer Autofahrt zu Günter Böttcher gesagt haben. Wissenschaftlich ausgedrückt: „Fast jeder Same besitzt einen persönlichen Joik, den meistens ein anderer über ihn macht – in dem jener versucht, der Eigenschaft im Gang, Gespräch und sonstigem Verhalten des Besungenen musikalisch Ausdruck zu verleihen.“ (Nordland-Experte Hans Ulrich Schwaar).

Petra Magga also wird den Gesang in seiner ursprünglichen Gestalt vortragen, begleitete nur von ihrer Rahmentrommel – was natürlich nicht ganz so eingängig ist wie die Mischform aus Joik, Folk und Jazz, mit dem ihre Landsmännin Marie Boine vor kurzem im „Schlachthof“ konzertierte. Aber sehr hörenswert! HB

Konzert am Montag (18,11., 20 Uhr) in der Stephani-Kirche