Sauber gegen den Müll

Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe investieren kräftig in den Umweltschutz: Insgesamt 50 erdgasbetriebene Laster wird die BSR anschaffen – und eine eigene Tankstelle dazu

von ANDREAS RÜTTENAUER

„Tja, Umweltschutz ist teuer.“ Rainer Heinrich ist technischer Leiter bei den Berliner Stadtreinigungsbetrieben, und er redet nicht gerne über Zahlen. „Da gibt es immer jemanden, der einem vorrechnet, dass das zu viel gekostet hat.“ Er ziert sich ein wenig. Dann nennt er den Betrag, von dem er glaubt, er könne Anstoß erregen: 31.000 Euro. So hoch sind die Mehrkosten für ein Müllentsorgungsfahrzeug mit Erdgasantrieb im Vergleich zu einem herkömmlichen. 50 solcher Fahrzeuge hat die BSR geordert. Es wird also kräftig in den Umweltschutz investiert beim Berliner Entsorger. Doch ganz allein muss die Firma die Mehrbelastung nicht tragen. 75 Prozent der erdgasbedingten Zusatzkosten werden vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung übernommen. Ganz so schlimm ist es also nicht. Eigentlich ist es sogar überhaupt nicht schlimm. Denn das steuergünstige Erdgas senkt die laufenden Kosten, so dass sich die Investition in den umweltfreundlichen Antrieb amortisieren wird.

Da das Förderprogramm nur im Ostteil der Hauptstadt greift, werden die Erdgasmüllautos nur dort zu sehen sein. 10 der Fahrzeuge sind schon im Einsatz, weitere 36 bereits fertig gestellt. Die meisten der neuen Gefährte werden auf dem Betriebshof in der Malmöer Straße in Pankow stationiert sein. Dort wird die BSR auch eine Erdgastankstelle einrichten. Da die Fahrzeuge jeden Tag betankt werden müssen, sei eine eigene Kraftstoffquelle unumgänglich, so Heinrich. Die soll nicht nur vom eigenen Fuhrpark genutzt werden, sondern auch von betriebsfremden Nutzern angefahren werden können. Auch diese Investition kann sich über die Jahre also auszahlen. Zudem werden auch die Kosten für die Zapfanlage von der EU gefördert. Am 5. Dezember geht die Tankstelle in Betrieb. Politische Prominenz aus Senat und Abgeordnetenhaus hat bereits ihr Kommen zugesagt. Die Politik weiß durchaus um die Wichtigkeit des Erdgasprogramms der BSR. Gerade die Substitution von PS-starken Dieselmotoren durch Erdgasantrieb verringert die Emission von Feinstaub erheblich. Daher gilt es den Vorbildcharakter der BSR auf diesem Gebiet zu unterstreichen. Finden sich nämlich genug Nachahmer, werden schon bald auch die Hersteller mit den Preisen ein wenig nach unten gehen können. Die Verantwortlichen für die Fuhrparks der engagierten Unternehmen wie Rainer Heinrich müssten sich dann nicht mehr scheuen, den Beitrag ihrer Unternehmen zum Umweltschutz zu beziffern.

Und noch etwas dürfte die Skeptiker milde stimmen: Wer in einem der Entsorgungsbezirke wohnt, in dem die neuen Müllautos unterwegs sind, dem wird auffallen, dass sie wesentlich leiser sind.