„Rollout“ in Gelb

An der Oder gibt man Erdgas: Frankfurts Omnibusflotte schafft den Diesel ab. Das Land fördert die Aktion

Für den Zitronenfalter ist 2002 ein ganz besonderes Jahr. Er wurde nicht nur zum Insekt des Jahres gewählt, er wurde auch zum Symbol des Aufbruchs. In Frankfurt an der Oder steht der gelbe Schmetterling nämlich für die Aktion „Erdgas bewegt Frankfurt“.

Das Motto ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn seit dem 16. September setzt die städtische Verkehrsgesellschaft in der Oderstadt elf Linienbusse mit Erdgasantrieb ein.

„Es gibt ja immer jemanden, der etwas zu nörgeln hat, aber in diesem Fall gibt es nur positive Reaktionen.“ Hartmut Huwe, technischer Leiter bei der Stadtverkehrsgesellschaft, erzählt von den begeisterten Frankfurtern beim feierlichen „Rollout“ der neuen Busflotte. Überhaupt herrsche in Frankfurt beim Thema Erdgas regelrechte Aufbruchstimmung.

Auch Bürgermeister Martin Patzold (CDU) sei absoluter Erdgasanhänger. Demnächst wird sein neuer Dienstwagen geliefert, natürlich mit Erdgasantrieb. Die Pkw-Flotte der Frankfurter Stadtwerke verfügt ebenfalls schon über etliche Modelle mit dem umweltschonenden Antrieb.

Im Dezember werden weitere elf Gelenkbusse im Zitronenfalteroutfit in Dienst gestellt. Bei der Neuanschaffung von Dienstwagen bei den Stadtwerken werden Erdgasfahrzeuge bevorzugt. Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze setzt voll und ganz auf die alternative Antriebsform fürs Auto.

Das hat natürlich seine Gründe in der Umweltverträglichkeit der Erdgasmotoren. Wenn 2005 die neuen Immissionsnormen der EU gelten, wolle man, so Huwe, nicht zu den Städten gehören, die wegen ihrer unsauberen Luft „geschlossen werden müssen“.

Ein anderer Grund sind die Fördergelder des Landes Brandenburg. Das Verkehrministerium in Potsdam übernimmt nämlich 50 Prozent der Mehrkosten für die ergasbetriebenen Busse. Zudem stellt das Bundesumweltministerium zinslose Darlehen zur Verfügung. Auf diese Weise ist die Stadt doch recht preisgünstig zu einer neuen Busflotte gekommen.

Die niedrigen Erdgaspreise werden sich zudem über die Jahre positiv auf die Geschäftszahlen der Verkehrsgesellschaft auswirken. Doch es gibt noch einen weiteren Grund für die Erdgaseuphorie in Frankfurt. Die Stadtwerke als Gasanbieter sind überaus interessiert daran, neben den üblichen Leistungen für die Haushalte auch als Treibstoffanbieter Umsatz zu machen. Die neue Erdgastankstelle auf dem Betriebshof der Verkehrsbetriebe ist dementsprechend auch für Privatnutzer offen. Sie macht bereits 10 Prozent ihres Umsatzes mit Fahrern privater Erdgasfahrzeuge.

Ein Umstieg kann sich durchaus lohnen. Um die Kosten für die Umrüstung beziehungsweise die Mehrkosten bei der Anschaffung eines erdgasbetriebenen Pkw für die Bürger möglichst niedrig zu halten, können bei den Stadtwerken Fördergelder von bis zu 2.500 Euro pro Fahrzeug beantragt werden.

Die Voraussetzungen dafür, dass Erdgas immer mehr Frankfurter bewegt, sind also geschaffen. Jetzt müssen die Angebote nur noch wahrgenommen werden. Über die bessere Luft in der Oderstadt wird sich bestimmt auch der Zitronenfalter freuen.

ANDREAS RÜTTENAUER