Drei Tage für eine Tankfüllung

Erdgasfahrzeuge sind umweltfreundlicher. Was die Technologie genau zu bieten hat und dass sie startreif ist, wird in der kommenden Woche im Sony-Center demonstriert. Zugleich debattieren Experten über Markt, Umwelt und Politik

von MARKUS WILD

Biodiesel-, Wasserstoff- oder Erdgasantrieb? Die Liste der Alternativen zum mineralölbetriebenen Ottomotor ist lang. Doch bisher können allein Gasfahrzeuge serienmäßig produziert werden. Und das ist der entscheidende Punkt. „Der Klimawechsel wartet nicht auf die Marktreife der Brennstoffzelle“, fasste Umweltminister Jürgen Trittin bereits vergangenes Jahr den Stand der Dinge zusammen. „Schlicht und einfach gut“ seien die Erdgasfahrzeuge. „Sie emittieren sehr viel weniger Schadstoffe und verursachen weniger Lärm als Benzin- und Dieselfahrzeuge.“

Ähnlich deutliche Worte dürfte der Umweltminister wählen, wenn er am 21. November die Veranstaltung „Jetzt vorfahren – Erdgasfahrzeuge, unsere Umweltinitiative von heute“ eröffnet. Drei Tage lang diskutieren im Sony-Center am Potsdamer Platz Vertreter der Automobil-, Gas- und Mineralölwirtschaft mit Wissenschaftlern und Politikern über Möglichkeiten, Entwicklungen und Perspektiven dieses innovativen Fahrzeugantriebs: Welche Erdgasfahrzeuge kommen als Nächste auf den Markt? Was kosten sie? Wie teuer ist der Kraftstoff Erdgas? Und inwieweit tragen Gasfahrzeuge zur Entlastung der Umwelt bei? Zu all diesen Fragen werden Experten Rede und Antwort stehen.

Die Veranstalter des Events, der „Trägerkreis Erdgasfahrzeuge“ und das Projekt „Tausend Umwelt-Taxis für Berlin“ (TUT), haben die drei Tage in einzelne Themenbereiche unterteilt: Am ersten Tag werden in erster Linie umweltrelevante Fragen erörtert. Denn nicht nur die Verbrauchskosten eines Erdgasfahrzeuges liegen deutlich unter denen eines vergleichbaren Benziners, sondern vor allem ist auch der Schadstoffausstoß erheblich geringer – er liegt bei Erdgas-Autos heute schon unter den für 2008 angestrebten Europäischen Grenzwerten.

Zudem stellen sich am Eröffnungstag jene Unternehmen vor, die einen Teil ihres Fuhrparks auf Erdgasantrieb umgestellt haben – so stammen allein von der Gasag fast ein Drittel der derzeit insgesamt rund 600 auf den Berliner Straßen anzutreffenden Gas-Autos. Parallel zur Hauptveranstaltung findet am 21. November auch das Fachforum „Umwelt, Klima und Verkehr“ statt, das für Interessierte offen steht und bei dem Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft Konzepte für nachhaltige Verkehrslösungen in Ballungsgebieten vorstellen.

Der zweite Tag steht ganz im Zeichen technischer Informationen zum Erdgasantrieb. Automobilhersteller wie Ford, Volvo, Fiat, Opel und VW geben Einblicke in ihre serienmäßigen Erdgas-Modelle. Vorgestellt wird zum Beispiel die neue gasbetriebene Variante des VW Variant. „Er ist das erste bivalente Serienmodell auf dem deutschen Markt“, so Alexander Diese vom VW-Vertrieb. Bivalent heißt, dass sowohl ein Gas- als auch ein Benzintank im Wagen integriert sind, was eine große Reichweite garantiert. Da der Gas-VW-Variant aber immerhin fast 4.000 Euro teurer als die Benziner-Version ist, kann man sich am gleichen Tag auch über Fördermöglichkeiten bei der Anschaffung kundig machen: Neben Tankgutscheinen der Gasag für private Nutzer gibt etwa die Berliner Initiative TUT Zuschüsse für Taxi-Unternehmen und Fahrschulen, die auf Erdgasfahrzeuge umsteigen wollen.

Am dritten und letzten Tag, Sonnabend, den 23. November, soll vor allem dem Publikum etwas geboten werden. Erst einmal erklimmen die Altrocker der Puhdys die Bühne, ab 18 Uhr steigt dann schließlich die Abschlussparty. Zwischendurch gibt Umweltsenator Peter Strieder den Startschuss für den „Umwelt-Taxiruf“, mit dessen Hilfe jeder, der will, ein erdgasbetriebenes Taxi vor die Haustür bestellen kann. Bei dem vielfältigen Programm bleibt eigentlich nur ein Fragezeichen: das Wetter. Denn fast alle Veranstaltungen finden im, bekanntlich zugigen, Lichthof des Sony-Centers unter freiem Himmel statt.

An allen drei Tagen stehen Erdgas-Autos für Probefahrten bereit. Außerdem können der ungewöhnliche Tankvorgang an einer Erdgas-Zapfsäule und die Montage eines Gasfahrzeuges verfolgt werden. Weitere Infos: www.erdgasfahrzeuge.de und www.tut-berlin.de.