Viele wollen’s flüssig

Als schnelle Mittagsmahlzeit hat sich die Suppe über die jung-dynamische Start-up-Szene hinaus etabliert. Aber wo wird am besten gelöffelt?

von CHRISTINE BERGER

Gefragt ist sie schon seit ein paar Jahren, doch der Run auf die heiße Tasse aus dem Topf dauert an. Fast in jedem Berliner Bezirk finden sich mittlerweile Suppenanbieter, und selbst der popelige Imbiss an der Ecke lädt zu Erbsensuppe aus der Gulaschkanone ein. Letzteres dürfte in der Regel Selbstgeöffnetes aus der Dose sein, weswegen nicht jede Suppe unbedingt ausgelöffelt werden muss. Im „Suppencult“ in der Prenzlauer Allee wird dagegen auf Qualität gesetzt. Jeden Tag stehen acht verschiedene Suppen zu jeweils 3,80 Euro auf dem Herd. Traditionelle Linsensuppe ist dabei, aber auch Ausgefallenes wie kreolischer Gemüseeintopf oder Emmentaler Käsesuppe. Letztere erinnert an feuchtfröhliche Abende mit Käsefondue. Längst nicht so oppulent, spaziert die Schweizer Spezialität angenehm samtig über den Gaumen.

Auch die Fischsuppe mit Seehechtfilet auf Suppengemüse und Kartoffeln ist nicht zu verachten. Sie hätte auch die eigene Mutter nicht besser hingekriegt, und das will etwas heißen, stammt die nächst Verwandte doch aus dem Zentrum der Suppenkultur, dem Schwabenland.

„Viele Kunden essen jeden Tag bei uns“, so der Angestellte Rymond Neumann. Zu einer schnellen Mittagspause passt das Löffeln aus großen Suppenschalen, dauert doch der Verzehr einer großen Portion nur ungefähr zehn Minuten.

„Den meisten fehlt einfach die Zeit, mittags ausführlicher essen zu gehen“, hat auch Marina Neumann von der Suppenbörse in Mitte die Erfahrung gemacht. In ihrem zwanzig Quadradtmeter großen Laden in der Dorotheenstraße verkauft sie am Tag rund 200 Portionen, im Winter sind es in der Regel noch mal fünfzig mehr. „Am besten laufen Thai- und Kartoffelsuppen“, so die Quereinsteigerin, die sich vor zwei Jahren aus der Immobilienbranche verabschiedet hat, um die Suppenbörse zu eröffnen. Fast jeden Tag steht sie hinter dem Tresen und verkauft täglich zehn verschiedene Suppen, drei davon vegetarisch zu Preisen zwischen 3,60 und 4,40 Euro.

Die afrikanische Tomaten-Kokos-Suppe hört sich verlockend an, enttäuscht aber die auf scharfe Kokosküche gefasste Zunge. Besser schmeckt da die Hühnersuppe mit viel Gemüse. Nicht zu salzig, dennoch mit würzigem Fond, hinterlässt sie ein wärmendes Wohlgefühl, genau das Richtige an einem regnerischen Frühlingstag. Zum Nachtisch gibt es frisch gepresste Säfte und selbst gemachten Milchreis.

Wer seine Favoritin nicht auf der Speisekarte findet, kann auf einer Tafel Bedarf anmelden. Sauerkrautsuppe hat sich dort jemand gewünscht und afrikanischen Fleischtopf. „Wir sind immer froh für Anregungen“, so Neumann, die ihre Suppen mittlerweile von einem Koch zubereiten lässt. Die Rezepte, in jeder Woche sind es sechs neue, denkt sie sich selber aus.

Bodenständiger und vor allem preiswert können Suppenliebhaber ihren Hunger auch in der Kantine des Berliner Ensembles stillen. Bohnen-Lamm-Eintopf ist dort der Renner, aber auch die Tomatensuppe für schlappe 2,30 Euro wird gerne und viel gegessen. Im Gegensatz zu den meisten Suppenanbietern an der Straße kann man hier nicht nur günstig und gut löffeln, sondern auch noch bequem Platz nehmen – bis Mitternacht.

Dass die Suppen aus der Kantine des Berliner Ensembles Extraklasse sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Auch ein vegetarischer Imbiss in Pankow bezieht die Suppen von dort. Und man darf gespannt sein, wen das BE demnächst noch beliefert.