DIE ARTENSCHUTZKONFERENZ BEFASSTE SICH ZU SEHR MIT GELD VERDIENEN
: Mammon statt Mammut

Der Mammut und der Auerochse starben einen heldenhaften Tod. Sie sicherten dem Homo sapiens das Überleben. Heute rottet der Mensch Tiere und Pflanzen des schnöden Mammons wegen aus: Das Seepferdchen. Getrocknet und pulverisiert steigert es die Manneskraft. Der Wal. Gejagt und geschlachtet. Um dann in oftmals eh überfüllten Tiefkühtruhen Japans zu landen. Und der Elefant? Seine Stoßzähne in Form kleiner Buddhas machen sich hübsch als Mitbringsel aus exotischen Ländern. Verstauben auf dem Wohnzimmerschrank.

Händler auf der ganzen Welt setzen Schätzungen zufolge mehr als 200 Miliarden Euro pro Jahr mit wilden Tieren und Pflanzen um – dreißigmal mehr als mit Rohdiamanten. Es war also mehr eine Welthandels- als eine Artenschutzkonferenz, auf der die Delegierten aus 160 Staaten jetzt in Chile die Zukunft von 8.000 Tier- und 40.000 Pfanzenarten verhandelten. Und genauso haben sie geschachert und gezerrt.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat verloren. Zumindest als es um die Elefanten ging. Die Europäische Union sei geschlossen dagegen, den Handel mit Elfenbein zu lockern, hatte er im Vorfeld gesagt. Da die Mitgliedstaaten in internationalen Verhandlungen immer gemeinsam abstimmen, hätten sie also verhindern können, dass mehr Elfenbein gehandelt wird. Doch gerade als es darum ging, enthielten sie sich aus unerfindlichen Gründen. Nun dürfen Botswana, Namibia und Südafrika Stoßzähne aus ihren Lagern verkaufen. Die Wilderer werden es danken und die Souvenirjäger erst recht.

Die Konferenz hat es ermöglicht und ist dennoch kein Debakel. Denn mit anderem Luxusgebaren hat sie Schluss gemacht. Die Seepferdchen werden nicht mehr als Schlüsselanhänger konserviert, der Schildkrötenpanzer nicht mehr zu Haarspangen zersägt. Dennoch: Die falsche Einstellung bleibt. Es ist akzeptiert, dass man mit Tieren und Pflanzen viel Geld verdienen kann. Die tierischen Geschäfte werden jedoch nur noch kurzfristig drin sein. Nicht nur Seepferd oder Elefant sind heute mehr als Luxus: Die Vielfalt der Arten ist nicht nur Wirtschafts-, sondern auch Lebensgrundlage des Menschen. HANNA GERSMANN