Migranten verlassen die Elfenbeinküste

Burkina Faso und Mali starten organisierte Repatriierungsaktion aus dem ivorischen Regierungsgebiet

BERLIN taz ■ „Endlich sind wir entkommen“, sagte der 21-jährige Zakaria Tiendrébéogo, als er im Sportstadion der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou ankam. Er ist einer von 557 Bürgern Burkina Fasos, die am Donnerstagabend in der ersten offiziellen Repatriierung aus der Elfenbeinküste ihr Heimatland erreichten. Sie hatten vier Tage Busfahrt hinter sich.

Insgesamt sollen in der ersten Welle der „Operation Bayiri“ 7.000 Menschen kommen – bis zu vier Millionen Menschen burkinischer Abstammung leben in der Elfenbeinküste und sind jetzt Opfer von Diskriminierung seitens der Regierung in Abidjan. „Viele unserer Landsleute leiden“, fuhr Tiendrébéogo im Interview mit der burkinischen Zeitung Sidwaya fort. „Sie werden enteignet, totgeschlagen, erniedrigt, gefoltert. Ihre Häuser werden abgebrannt und zerstört.“

Neben Burkina Faso hat auch Mali begonnen, seine Landsleute aus der Elfenbeinküste heimzuführen – die Nachfahren malischer Einwanderer dort werden auf bis zu zwei Millionen geschätzt. 10.000 Malier werden in einem ersten Schritt repatriiert, auf einem langen Umweg über Ghana und Burkina Faso. Die meisten sollen aus der Stadt Daloa kommen, die im Oktober drei Tage lang von Rebellen besetzt war und dann von der Regierungsarmee zurückerobert wurde. Danach waren Regierungsmilizen durch die Häuser gezogen und hatten Muslime gejagt. 26 Malier wurden dabei nach malischen Angaben getötet.

Früher war die Elfenbeinküste Ziel von Millionen Migranten aus anderen Ländern Westafrikas. Aber nun beschuldigt die Regierung von Präsident Laurent Gbagbo Mali und Burkina Faso, hinter der Rebellion zu stecken, die seit September die Nordhälfte des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hat. Daher leiden Bürger dieser beiden Länder im Regierungsgebiet besonders unter Übergriffen.

Burkina Fasos Regierung fürchtet nun, dass sich „feindliche Elemente“ unter die Rückkehrer mischen könnten, um das Land zu destabilisieren. So werden die Ankömmlinge in den Transitlagern genau überprüft. Der burkinische Staat nutzt die Situation auch, um ein wenig Geld zu verdienen. Gegenüber der lokalen Presse berichteten Rückkehrer, sie hätten die Fahrt teuer bezahlt – knapp 60 Euro. „Erst auf halber Strecke sagte uns der Fahrer, die Reise sei umsonst“, erzählte Maimouna Ouédraogo. „Leider haben wir unser Geld nicht zurückgekriegt. Aber wenigstens sind wir heil angekommen.“ DOMINIC JOHNSON