Kein Öl für nordkoreanische Atomwaffen

Nach dem Eingeständnis des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms stoppen die USA jetzt die Öllieferungen an Nordkorea. Das könnte ein Abkommen von 1994 zur Energieversorgung Nordkoreas endgültig scheitern lassen

BERLIN taz ■ Die von den USA, der EU, Japan und Südkorea getragene „Koreanische Energieentwicklungsorganisation“ (Kedo) hat vor dem Hintergrund des Streits um das geheime nordkoreanische Atomwaffenprogramm den Stopp von Öllieferungen an Nordkorea beschlossen. Das gab Kedo am Donnerstag nach einer Vorstandssitzung in New York bekannt. Damit soll Druck auf Nordkorea ausgeübt werden, seine Atomwaffenprogramm einzustellen. Zuvor hatte die US-Regierung beschlossen, die bisher von ihr finanzierte Lieferung von jährlich 500.000 Tonnen schwerem Heizöl ab Dezember nicht mehr zu zahlen.

In einer in New York verbreiteten Erklärung von Kedo heißt es: „Weitere Lieferungen hängen von konkreten und glaubwürdigen Handlungen Nordkoreas ab, sein Programm für hochangereichertes Uran vollständig aufzugeben.“ Kedo wolle zudem seine Aktivitäten in Nordkorea „überprüfen“. Das betrifft den Bau von zwei Leichtwasserreaktoren. An ihnen hält Kedo vorerst fest, doch scheint ihre Fertigstellung unwahrscheinlicher denn je.

1994 hatte sich Pjöngjang in einem Abkommen verpflichtet, den Bau eines eigenen Atomreaktors einzustellen, der waffenfähiges Plutonium produzieren könnte. Dafür sagten die USA, EU, Japan, Südkorea zu, Nordkorea kostenlos zwei Leichtwasserreaktoren zu bauen und bis zu deren Fertigstellung jährlich 500.000 Tonnen Heizöl zu liefern, die von den USA bezahlt werden. Der Reaktorbau hat sich verzögert und ist über die Fundamente kaum hinausgekommen. Als Vertreter Pjöngjangs im Oktober von den USA mit Satellitenaufnahmen konfrontiert wurden, räumten sie nach US-Angaben überraschend ein, das Atomwaffenprogramm entgegen den Abmachungen nie eingestellt zu haben. Seitdem suchen die USA einen Weg, wie sie Nordkorea zur Beendigung des Programms zwingen können.

Nordkorea verfügt über Raketen, die bis nach Alaska fliegen können. Doch unklar ist, ob das Land tatsächlich Atomwaffen herstellen kann oder nicht vielmehr seine von ihm selbst angedeutete Fähigkeit als Druckmittel einsetzt, um den Preis für einen Verzicht in die Höhe zu treiben.

Der Stopp des US-Öls trifft Nordkorea schwer, da es nach nach südkoreanischen Schätzungen bis zu 50 Prozent der Ölversorgung des Landes ausmacht und bis zu 30 Prozent der Stromversorgung betrifft. Zur Zeit ist ein Tanker mit 42.000 Tonnen nach Nordkorea unterwegs. Die USA wollen ihn nicht zurückrufen. SVEN HANSEN

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