Schaden im Reaktor gefunden

Rohre im Kühlsystem angegriffen. AKW Unterweser soll vom Netz bleiben, bis alles geklärt ist. Laut Bundesumweltministerium gibt es Anzeichen für weitere Risse

BREMEN/BERLIN taz/dpa ■ Nach der Entdeckung von Rissen im Rohrsystem des niedersächsischen Atomkraftwerks Unterweser wird die Anlage auf weitere Schäden untersucht. Das Umweltministerium in Hannover sprach gestern von einer „unregelmäßigen Ausdehnung mit einer Länge von 260 Millimetern und einer Tiefe von 5 Millimetern“. Das Bundesumweltministerium verlangte eine lückenlose Aufklärung über Risse in drei für die Reaktorsicherheit wichtigen Rohrleitungen. Die Wanddicke der Rohre betrage 30 Millimeter.

Nach Angaben des Ministeriums in Berlin liegt die schadhafte Stelle im Bereich der Wasserzufuhr zum Dampferzeuger. Die Rohre seien damit für die Wärmeabfuhr aus dem Primärkreis von entscheidender Bedeutung. „Bei einem großen Leck in diesem Bereich stellt sich die Frage einer ausreichenden Kühlung des Reaktorkerns“, hieß es. Zwei weitere Dampferzeuger wiesen an der gleichen Stelle – angeblich einem Stutzen – Rissanzeichen auf. Das Wasser des Primärkreises fließt durch den radioaktiven Reaktorkern und wird dort erhitzt. Die Wärme wird dann über Wärmetauscher an den Sekundärkreislauf abgegeben, dessen Dampf die Generator-Turbinen antreibt.

Wann der Reaktor wieder ans Netz geht, ist derzeit unklar. Das Bundesumweltministerium verlangt vor einer Entscheidung über die Wiederinbetriebnahme des Reaktors eine vollständige Beseitigung der Ursachen und forderte einen Bericht der niedersächsischen Landesatomaufsicht an. Bei einer Prüfung im Jahr 1995 seien an gleicher Stelle Auffälligkeiten festgestellt worden, die der Betreiber allerdings nicht als Befund eingestuft habe, hieß es weiter.

Das AKW Unterweser ist ein Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Leistung von 1.300 Megawatt und seit September 1979 im kommerziellen Betrieb. Betreiber war früher die Preußen Elektra, heute der E.ON-Konzern (www.eon-kernkraft.com). Die Anlage ging im August zur Revision vom Netz. Beim versuchten Wiederanfahren im September ging der Generator kaputt. Seitdem wird repariert. REM