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Lotse aus der Sackgasse

Cardoso schenkt dem Team des HSV etwas Undenkbares: Einen Auswärtssieg in Nürnberg und die Hoffnung auf den Weg nach oben. Sein Spiel macht den HSV wieder handlungsfähig

„Ich hoffe, dass der November unser Monat wird.“Rodolfo Cardoso

von ARNE RICHTER

Die Tränen von Sergej Barbarez rührten Trainer und Kollegen, die Traumpässe von Rodolfo Cardoso weckten Hoffnung auf gute Zeiten. Inspiriert von seinem Offensiv-Duo hat der Hamburger SV mit dem 3:1 beim 1. FC Nürnberg erstmals in dieser Saison ein Auswärtsspiel in der Bundesliga gewonnen und mit dem dritten Spiel ohne Niederlage seinen Aufwärtstrend fortgesetzt.

„Sergej und Rodolfo machen die Klasse aus, dass man solche Spiele gewinnen kann“, sagte der erleichterte Trainer Kurt Jara. Der Aufschwung der Hanseaten ist eng mit der Rückkehr des lange Zeit am Knie verletzten Cardoso verknüpft. An allen drei Toren war der Argentinier – wie schon gegen Duisburg und 1860 – beteiligt, schlug Pässe mit großer Präzision und dirigierte in seinem erst dritten Saisonspiel abgeklärt die Partie. „Er ist ein Fixpunkt im Team, der Situationen auflösen kann und den Weg aus der Sackgasse findet“, versuchte der am Samstag Geburtstag feiernde Dietmar Beiersdorfer die Renaissance des HSV nach der Rückkehr des Argentiniers zu erklären.

Nur eine Szene ließ auch Cardoso nicht kalt. Mit Tränen in den Augen blickte Barbarez nach seinem Tor zum 1:0 in der 26. Minute in den Nürnberger Himmel. Mit seinen Gedanken war er bei seinem vor zwei Wochen gestorbenen Vater. „Es war schwer, sehr schwer“, gestand Barbarez, „ich widme ihm dieses Tor, ich widme ihm jedes Tor.“

Dabei hatte Jara ihm eine Auszeit bis kurz vor der Winterpause angeboten. Doch Barbarez lehnte ab, und nach dem guten Auftritt des 31-Jährigen konnten sich die HSV-Anhänger über das erste gemeinsame Spiel von Barbarez und Cardoso in dieser Spielzeit für ihren Verein freuen.

„Es ist etwas Besonderes mit Sergej zu spielen. Wir verstehen uns sehr gut“, befand Cardoso. Nach dem sechsten Saisonsieg glaubt der 34-Jährige an den lang ersehnten Aufschwung. „Ich hoffe, dass der November unser Monat wird. Wenn wir so weiterspielen, werden wir noch vor der Winterpause nach oben kommen.“

Noch liegen die Hanseaten nach dem durch fünf Auswärtsniederlagen verkorksten Start auf dem 10. Platz. Nach den Toren von Barbarez, Marcel Maltritz (51.) und Bernardo Romeo (66.) glaubt aber auch Bernd Hollerbach: „Da ist wieder Feuer drin. Wir sind wieder ein Team.“

Besondere Wertschätzung legt auch der Verteidiger auf Cardoso. „Ich hoffe, dass er gesund bleibt. Er ist so wichtig für uns“, sagte Hollerbach ohne eine weitere Erklärung hinzuzufügen. Mit einer Garantie für ein gesundes Knie würde HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer den zum Saisonende auslaufenden Vertrag Cardosos wohl sofort verlängern. „Jeder kann froh sein, so einen Spieler zu haben“, sagte der im Frankenland geborene und nach dem Sieg prächtig aufgelegte Jubiliar.

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