Quereinsteiger willkommen

Frust bei Studierenden steigert Zulauf bei Jobbörse im Arbeitsamt

Positivbeispiel Versicherer: Er fand seine Stelle bei der Job-Börse

„Wer hat schon Bock, die ganze Zeit auf dem Boden zu sitzen?“ Bei der 21-jährigen Lehramtsstudentin ist der Frust groß. Die Hörsäle seien überfüllt und selbst nach Ansicht ihrer Dozenten würden wichtige Kurse nicht angeboten. Ihr Fazit: Studierende können in der Regelstudienzeit keinen Abschluss erreichen. „Nur wenn ich nichts Besseres finde, bleibe ich an der Uni“, sagt die angehende Lehrerin. Zusammen mit 160 anderen „abbruchreifen“ StudentInnen nutzte sie vergangene Woche die Gelegenheit, sich bei einer Jobbörse im Berufsinformationszentrum (BIZ) des Arbeitsamts schlau zu machen.

Das BIZ-Hochschulteam hatte Versicherungen, Flugzeugbauer, eine große Bank, aber auch die Fernuni Hagen zusammen getrommelt, um den Noch-AkademikerInnen Perspektiven jenseits des Elfenbeinturms vorzustellen. Detlef Stüwe vom Hochschulteam: „Betriebe sind an Abbrechern interessiert, weil die damit um eine Lebenserfahrung reicher sind. Gerade deshalb trauen sie ihnen zu, neue Aufgaben engagierter und reflektierter anzugehen.“

Unternehmen konnten den derart gebildeten Nachwuchs bei der Jobbörse vom Fleck weg für eine Ausbildung oder einen Quereinstieg anwerben. Hajo Tintjer, Versicherungsberater, war zufrieden mit der Resonanz: „Ich bin selbst ein positives Beispiel für diese Aktion. Bei einer früheren Job-Börse habe ich meine Stelle gefunden.“ Gefragt war auch die Beratung einer Krankenkasse. Der Stand seiner Krankenkasse sei umlagert gewesen, so Nuri Aras, „mehr als im letzten Jahr.“ Seine Kasse machte zusätzlich Werbung für Leute mit Hochschulabschluss, die direkt nach ihrem Studium als Trainee einsteigen könnten.

Vor allem an WirtschaftsstudentInnen richtete sich das Angebot der vertretenen Unternehmen und Institutionen. Für Studierende der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften hatte die Börse dagegen wenig zu bieten. Die 32-jährige Anglistikstudentin Katja hoffte darauf, im Gespräch mit der Fern-Uni Hagen auf neue Ideen zu kommen. lut