Sechs Terrorverdächtige identifiziert

Die Ermittler vermuten die wegen des Anschlags auf Bali vom 12. Oktober Gesuchten noch in Indonesien

BANGKOK taz ■ Fünf Wochen nach dem Terroranschlag auf Bali will die indonesische Polizei den Anführer der Attentäter identifiziert haben. Dabei handele es sich um einen Mann namens Imam Samudra. Dieser sei vermutlich in Afghanistan als Bombenbauer ausgebildet worden. Das sagte Chefermittler Made Mangku Pastika gestern auf einer gemeinsam mit australischen Ermittlern abgehaltenen Pressekonferenz in Denpasar.

Offensichtlich sei Samudra bei Planung und Ausführung des Anschlags der Kopf der Gruppe gewesen. Geheimdienste sagen Samudra nach, Mitglied der radikalislamistischen Jemaah Islamiyah zu sein, die mit dem Terrornetzwerk al-Qaida in Kontakt stehen soll. Mit dem Phantombild Samudras veröffentlichte die Polizei fünf weitere seiner mutmaßlichen Komplizen. Bisher galt der Anfang November festgenommene Amrozi als Hauptverdächtiger. Er soll Kontakt zu Samudra gehabt haben. Die Festnahme Amrozis galt als erster großer Fahndungserfolg.

Bei den anderen Verdächtigen handelt es sich laut Polizei unter anderem um einen Mann namens Dulmatin. Er soll Elektronikexperte sein und die Bombe am 12. Oktober per Mobiltelefon gezündet haben. Weiteren Angaben zufolge war auch ein Bruder Amrozis, Ali Imron, beteiligt. Als Stellvertreter Samudras gilt ein Indonesier aus Sumatra mit Namen Idris. Der Chef des australischen Ermittlerteams, Graham Ashton, bezeichnete alle Gesuchten als „ernsthaft verdächtig“. Die Polizei nimmt an, dass sie sich noch im Land aufhalten.

Obwohl Chefermittler Pastika davon ausgeht, dass alle „so schnell wie möglich“ verhaftet würden, wagen Beobachter dies anzuzweifeln. Denn die indonesische Polizei hat zu wenig und zu schlecht ausgestattetes Personal, als dass sie es mit einem terroristischen Netzwerk aufnehmen könnte. Von ausländischer Seite wurde daher auch begrüßt, dass Indonesien der Entsendung von internationalen Ermittlern zugestimmt hat.

Der Erfolgsdruck sorgte von Beginn an für Konflikte zwischen Regierung, Geheimdienst und Polizei. Während der indonesische Verteidigungsminister Matori Abdul Djalil bereits kurze Zeit nach den Anschlägen öffentlich erklärte, al-Qaida und ihr internes Netzwerk seien dafür verantwortlich, hält sich Pastika nach wie vor zurück: Solange es keine „konkreten Beweise“ gebe, sagte er gestern, könne der Anschlag nicht mit Sicherheit mit der Jemaah Islamiyah oder al-Qaida in Verbindung gebracht werden. NICOLA GLASS