geläufig und war nicht versichert

„ganz generell würde ich mich zunächst einmal als linker bezeichnen (mal radikaler, mal weniger). da ich durch meine eltern (beide kommunisten & im widerstand gegen die nazis) so erzogen wurde, dass ich wusste, dass krieg ein übel ist, wollte ich zunächst zivildienst leisten. in der gruppe ,arbeitsgemeinschaft für zivildienst‘ habe ich mich dann so sehr mit diesem thema auseinander gesetzt, dass ich begriff, dass auch der ‚ersatzdienst‘ die gleiche funktion hat, wie der ‚kriegsdienst‘ selbst (schule der nation=gehorsam=unterordnung= sexismus=rassismus= totalitär= …). ich habe also beide dienste verweigert (totalverweigert) und konnte daher 12 jahre lang nicht ausreisen, keine arbeit annehmen und war nicht versichert.“ Obschon Christof Kurzmann (Foto), der konsequent klein schreibt, sich selbst in dieser beinahe angestrengt klingenden Weise darstellt, tritt er in erster Linie nicht als der Politaktivist in Erscheinung, der er ist. Die meisten kennen ihn vielmehr als Musiker, etwa als Teil der wunderbaren Band More Extended Versions, für deren Konzerte im Ausland er stets über die so genannte grüne Grenze ging, und deren Robert-Wyatt-Coverversionen Legende sind. Heute arbeitet Kurzmann, der natürlich auch als Musiker stets ein politischer Künstler ist, auch oft mit dem Laptop. So entstand in Kooperation mit Michaela Grill die Audio-Video-Installation „Boiled Frogs“, die bereits eine große Tour über zig bedeutende Festivals gemacht hat und heute im Podewil zum Auftakt der „Blue Rodeo“-Werkschau aus dem kleinen Klapprechner geholt wird. SUN

Podewil, 19 Uhr