Opern bleiben meine Oper

Angesichts der Drohung von Senatskollegen, gleich mehrere Opernhäuser dichtzumachen, geht Flierl in die Offensive: „Mit mir wäre so etwas nicht zu machen“. Grüne Vollmer gegen Preußen-Oper

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Kultursenator Thomas Flierl ist gewillt, im Streit um den Erhalt der drei Opernhäuser sich dem Konflikt mit seinen Kabinettskollegen zu stellen. Flierl (PDS) warf Stadtentwicklungssenator Peter Strieder und Finanzchef Thilo Sarrazin (beide SPD) den Fehdehandschuh entgegen, indem er die Schließung von einer der drei Bühnen kategorisch ablehnte. „Mit mir wäre so etwas nicht zu machen“, sagte Flierl bei einer Diskussionsrunde in der Akademie der Künste am Montagabend. Strieder hatte die Fusion von zwei Opernbühnen gefordert. Sarrazin sprach sich angesichts fehlender Mittel für die Schießung gleich zweier Häuser aus. Der Finanzsenator hatte dies am Wochenende in Leipzig verkündet. Flierl will bis zum Jahresende ein Konzept zur Opernreform der drei Bühnen – an der Bismarckstraße, Unter den Linden und für die Komische Oper – vorlegen. Bisher hatte sich Flierl noch nicht so eindeutig für den Bestand der Bühnen ausgesprochen.

Nach Ansicht Flierls gehe es bei den derzeit laufenden Gesprächen mit den Opernintendanten, in den Senatsverwaltungen und mit Kulturstaatsministerin Weiss zwar noch um „Gedankenspielräume, die von der Fusion bis zum Erhalt der Bühnen reichten“. Dennoch konzentriere sich die Debatte auf die „notwendige Modernisierung und den Bestand der Häuser bei Absenkung der Zuschüsse“, so der Senator. Er führe mit dem Bund und über dessen „stärkeres Engagement“ jetzt den Dialog. Die Hoffnung Sarrazins, mit der Schließung eines Opernhauses würden sich die Finanzprobleme der Berliner Kultur lösen, könne er nicht teilen, sagte Flierl.

Flierl war nach der Entlassung von Deutsche-Oper-Intendant Udo Zimmermann im Oktober vorgeworfen worden, er betreibe damit die Fusion der Bismarckstraßen-Oper mit der Staatsoper Unter den Linden. Zugleich haben die kulturpolitischen Sprecherinnen von Bündnis 90/Die Grüne, Alice Ströver, und der CDU-Fraktion, Monika Grütters, kritisiert, Flierl besitze kein „planvolles“ Konzept, die Bühnen als Landes- oder Bundeseinrichtungen zu sichern. Am Montag wiederholten beide Sprecherinnen diesen Vorwurf.

Für den Vorschlag Strövers, die Staatsoper Unter den Linden unter Regie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) zu führen, sah Flierl keine politische Mehrheit. Unterstützung dafür erhielt der Senator von Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne), die darin eine „Musealisierung“ der Staatsoper erkennen wollte. „Die Oper passt nicht in die Preußenstiftung.“ Zugleich forderte Vollmer das Land auf, die Zielsetzungen der rot-grünen Koalitionsvereinbarung und deren Bereitschaft, bei der Opernreform finanziell und „strategisch mitzuwirken“, zu unterstützen. Nach den bisher vorliegenden Modellen müssten Berlin und der Bund mit einem Stiftungsmodell unter der Führung eines Generalintendanten für alle drei Bühnen weiter vorankommen. Berlin müsse darum jetzt mit einem Reformkonzept die Stoßrichtung vorgeben, sonst könnten die „Möglichkeit des finanzpolitischen Kannibalismus“ sowie die „denkbaren Brutalitäten“ wirksam werden – sprich: Sarrazin kommt.