Hausbesetzer-Avantgarde

„Liana Flu Winks“ und „Coolhaven“ aus Rotterdam: Am Samstag ist die MIB voller NL-Moderne

Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass ausgerechnet aus der niederländischen Hausbesetzerszene wesentliche Impulse für Improvisation und Avantgarde kamen.

Das Experiment im Sozialen bedingte das Experiment in der Kunst. Organisation und Form der Musik wie des Musizierens wurden von Musikern wie „The Ex“ immer als weiter zu Entwickelndes verstanden. Das Kollektiv einerseits, radikale Nebenprojekte einzelner Musiker andererseits, sowie Kollaborationen jeglicher Couleur stehen auf dem Programm.

Hier lebt der Gedanke von Punkrock als stetige Herausforderung an sich selbst weiter. Zwei Projekte aus Rotterdam, die dieser Szene zuzurechnen sind, führen am Samstag in der MIB unter dem Titel „Eerlijk is heerlijk“ verschiedene Ansätze aus diesem Arbeitsfeld vor.

„Liana Flu Winks“ ist ein schottisch/schweizerisch/niederländisches Trio, das auf Cello, Orgel, akustischer Gitarre und Schlagzeug eine Art avantgardistischer Folkmusik spielt. Nina Hitz, Wilf Plum und Lukas Simonis spielen und spielten in so unterschiedlichen wie seelenverwandten Formationen wie The Barton Workshop, Daswirdas, Dog Faced Hermans, De Kift, Rhythm Activism und dem Ex Orchestra. Lukas Simonis bringt außerdem sein Projekt „Coolhaven“ mit nach Bremen. Unbekümmert lässt er da Klänge aus dem Computer gegen Fürze anstinken, eine Ukulele ist im Spiel und Videos lassen das Auge mithören.

Beiden Bands ist ihr Humor gemein, eine irgendwie freundliche Art zu musizieren. Dabei ist ihre Musik alles andere als einfältig. Hier entspringt das Experiment der Lust daran, zu probieren – womit die akademische luxuriöse Frage nach dem Wohin und Warum eines musikalischen Fortschritts mal so eben und en passant erledigt wird.

Andreas Schnell

Am Samstag ab 21 Uhr in der MIB, Buntentorsteinweg 112