„Es geht nicht um Messer“

Die Bürgerstiftung will den Schulalltag so verändern, dass alle wieder mehr Lust auf Schule haben. Dazu können fünf Schulen in einem Stadtteil Konfliktlösung trainieren

10.000 Euro Privatspende sind der Fundus für das Schulprojekt

10.000 Euro hat eine Privatperson gespendet – und schon macht die Bürgerstiftung ernst. Alle Bremer Schulen sind bereits angeschrieben, um sich am am neuen Modellprojekt der Bürgerstiftung zu beteiligen. „Schulentwicklung und Konfliktbearbeitung“ heißt der etwas sperrige Titel, hinter dem sich aber ein Angebot verbirgt, das LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern im Umgang mit dem täglich weggeschobenen Ärger stärken soll – damit auch nach dem Tiefschlag von PISA „alle wieder mehr Lust auf Schule haben“, so Christoph Hoppensack, der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung.

Für das neue Schulprojekt, das übrigens nach dem Vorbild der Bürgerstiftung in Hannover organisiert wird, hat die Bremer Bürgerstiftung die Leute vom Täter-Opfer-Ausgleich als Partner mit ins Boot geholt. Kein Zufall – deren Leiter Frank Winter arbeitet auch für die Hannoveraner. Er und seine KollegInnen sollen nun auch Bremer Schulen helfen, ihre Konflikte besser zu lösen. „Schulen, die sich weiter entwickeln wollen“, wie Christoph Hoppensack ernst betont. Schulen, die bereit seien, einen Eigenbeitrag zu leisten: in Form von Arbeitsstunden und Personen – und zwar über einen Zeitraum von zwei Jahren. Und Schulen, die das klassische Einzelkämpfertum von LehrerInnen beenden wollen. Denn auch dieses trage dazu bei, dass viele Probleme gar nicht erst angegangen würden. „Viele Lehrer nehmen unmögliche Verhaltensweisen von Schülern hin, weil sie fürchten, sonst nicht bestehen zu können“, sagt Hoppensack. Andererseits würden Schüler auch „einfach abgeschrieben“ – ein Ausgangspunkt für viel Frust.

Bis zum 15. Dezember können Schulen sich auf das Projekt bewerben. Die Krux dabei: Die Bürgerstiftung möchte einen stadtteilbezogenen Schwerpunkt organisieren, am Ende des Auswahlprozesses sollen fünf verschiedene Schulen möglichst unterschiedlichen Schultyps aus einem Stadtteil ausgewählt werden. Rund 20 Personen können dann das Konfliktlösungstraining aufnehmen, das auch in den Stadtteil hineinwirken soll – und bei dem es nicht nur um Gewaltprävention geht, wie die langjährige Vorsitzende der Schulkonferenz am Kippenberg-Gymnasium, Kirsten Strachotta, betont.

„Eine Schule hat nicht erst dann ein Problem, wenn dort regelmäßig Messer eingesammelt werden“, sagt die Mutter. Es sei ein Missverständnis, dass Konfliktbewältigung nur dort dränge, wo viele Schüler Opfer von tätlicher Gewalt oder Abzocke würden. Das hätten die Eltern am Schwachhauser Gymnasium schnell begriffen. Vielmehr gehe es um Respektlosigkeit, um Desinteresse aneinander und um allgemeine Lieblosigkeit, deren Folgen sich oft erst viel später heftig entlüden. Auch Hoppensack betont: „Wir rufen dieses Projekt ins Leben, damit der Schulalltag schöner wird. Damit ein Klima entsteht, in dem Menschen kreativ sein können.“ Die Bürgerstiftung hoffe auf eine positiv-ansteckende Wirkung ihrer auf zwei Jahre befristeten Trainingsangebote. „Wir wollen, dass andere sagen, das ist toll, das machen wir auch.“ Die Schulbehörde habe Zustimmung signalisiert – unter der Bedingung, dass kein Unterricht aufällt. ede

Die gemeinnützige Bürgerstiftung nimmt Spenden unter „Bürgerstiftung Schulprojekt“, 105 77 77 bei der Sparkasse Bremen entgegen