Berlin und Paris im Handy-Duell

Frankreich weist Schadenersatzforderungen wegen Mobilcom-Pleite zurück. Bundesregierung beharrt auf Forderung

BERLIN taz ■ Die französische Regierung reagiert mit Unverständnis auf deutsche Forderungen nach möglichem Schadenersatz für die schleswig-holsteinische Firma Mobilcom. Der Ausstieg von France Télécom bei Mobilcom Ende vergangener Woche sei „leider unumgänglich“ gewesen, sagte gestern Industrieministerin Nicole Fontaine.

„Das ist eine Unternehmensentscheidung, keine Regierungsentscheidung“, so Fontaine weiter. Damit erteilte sie der Forderung von Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Absage, France Télécom solle sich weiter bei Mobilcom engagieren. Die Bundesregierung hatte die deutsche Firma mit einem Kreditpaket von 400 Millionen Euro vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. Nach der Absage aus Paris beharrte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums weiter auf deutschen Forderungen, die sich aus den Verträgen zwischen den beiden Unternehmen ergeben würden. Wirtschaftsminister Werner Müller hatte von Forderungen bis zu 18 Milliarden Euro gesprochen.

Das Zerwürfnis könnte auch das Hilfspaket der Bundesregierung in Gefahr bringen. Bisher sind französische Zahlungen als Sicherheit für die Hilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau einkalkuliert. Wenn sie ausbleiben, ist es fraglich, ob Mobilcom noch kreditwürdig ist. KOCH

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