Panzer und viel zu viele Polizisten

Nur 1.500 Teilnehmer zählte die Demo gegen die Nato. Weil tschechische Medien und Politiker vorher die Angst geschürt hatten und die Polizei allgegenwärtig war

„Wir sind gegen die Nato, weil sie Geld kostet, das man besser verwenden könnte“

PRAG taz ■ Die groß angekündigte Anti-Nato-Demonstration, die am Donnerstag das Gipfeltreffen der Mächtigen im Prager Kongresszentrum begleiten sollte, verlief ruhiger als erwartet. Nur etwa 1.500 Demonstranten hatten sich in der Moldaustadt eingefunden, um gegen die Politik der Allianz zu protestieren.

Dabei hatten die tschechische Polizei und das Innenministerium unter eifriger Mithilfe der Presse im Vorfeld des Gipfels eine solche Hysteriekampagne geschürt, dass die meisten Prager es vorzogen, die Hauptstadt zu verlassen. Um ganz sicherzugehen, hatten die tschechischen Grenzwächter viele potenzielle Demonstraten erst gar nicht ins Land gelassen. „Die Polizei bereitet sich auf den Krieg vor“, orakelte die größte tschechische Tageszeitung, Mlada Fronta Dnes, und veröffentlichte dann auch ein Foto von der gewaltsamen Demonstration gegen den Internationalen Währungsfonds, die vor zwei Jahren in Prag stattfand.

Dann jedoch erinnerten die Proteste gegen die Nato eher an eine wenn auch etwas laute Fronleichnamsprozession. Demonstranten werde es wenig geben, hatte dazu schon im Vorfeld einer der führenden Köpfe der tschechischen Anarchisten, Jakub Polak, prophezeit. Schon allein deswegen, weil die größtenteils friedlichen Protestler sich vor einem übertrieben rasanten Einsatz der Polizeikräfte fürchten würden.

Tatsächlich hatte sich die Polizei gut vorbereitet. Auf einen Demonstranten kamen sechs bis zu den Zähnen bewaffnete Polizisten. Und als der Zug am späten Nachmittag vom „Platz des Friedens“ im Stadtviertel Vinohrady die Nusle-Brücke erreichte, wurde der Weitermarsch zum Kongresszentrum, dem Tagungsort des Nato-Gipfels, den Demonstranten durch zwei Panzer verwehrt.

„Wir scheißen auf die Nato und auf eure Panzer!“, rief ein polnischer Demonstrant den Polizisten zu. Prompt machte der gesamte Zug kehrt. Zu mehr als nur verbalen Ausfällen kam es danach nicht. Als der Zug sich dem dem Kongresszentrum am nächsten liegenden Punkt genähert hatte, appellierten die Organisatoren der Demo an die Teilnehmer, nicht zu versuchen, den Polizeikordon zu durchbrechen. „Uns geht es hier nicht um Gewalt, wir wollen einfach unseren Protest gegen die Nato an die Öffentlichkeit bringen“ erklärte einer der Organisatoren des Protestmarschs. „Wir sind gegen die Nato, weil sie nur Geld kostet, das anderweitig verwendet werden könnte, und wir wollen keinen Krieg im Irak“, meinte eine Teilnehmerin, die extra aus Litauen angereist war.

ULRIKE BRAUN