auf schlägerhöhe
: Tibor Weißenborn

Hockeyhoffnung

„Letztendlich sind wir Vorletzter geworden. Das war schon frustrierend.“ Diese Töne sind ungewohnt für Tibor Weißenborn, der Spieler des Berliner Hockey Clubs (BHC) sieht die Dinge eigentlich immer positiv. Trotz internationaler Erfolge ist sein Club nach der Feldsaison durch die Neuordnung der Bundesligen in die zweite Liga abgestiegen. Der Deutsche Hockey Bund (DHB) will mit der Reform den Wettkampf verbessern, den Sport attraktiver machen und Nationalspielern eine größere Herausforderung auf Vereinsbasis bieten.

Tibor Weißenborn ist einer der Nationalspieler, die mit dem deutschen Team im März in Kuala Lumpur den Weltmeistertitel holten. Trotz seiner 21 Jahre zählt er zu den erfahrenen Spielern im Team, abgebrüht lenkt er das rechte Mittelfeld. Über 125 Länderspiele hat er bereits absolviert und dabei 15 Tore erzielt. Sogar der Rest der Hockeywelt nahm Notiz von seinen Qualitäten: Er wurde bereits zum weltbesten Nachwuchsspieler gewählt – das ist die höchste Anerkennung für einen jungen Hockeyspieler.

Auch Bundestrainer Bernhard Peters weiß, was er an dem Sportstudenten hat. Obwohl Weißenborn bereits mit fünf Jahren beim Berliner Hockey Club den Schläger schwang, bescheinigt der Bundestrainer ihm noch eine Extraportion Besessenheit: „Vom Talent bis zur absoluten Leistung, die er bietet, gehört auch eine Menge Training.“ Im Gegensatz zu Kumpel Florian Keller, der zum Ortsrivalen Zehlendorfer Wespen abgewandert ist, blieb Weißenborn dem BHC treu und kann sich auch trotz Abstiegs aus der Feldbundesliga nicht vorstellen, irgendwo anders zu spielen – selbst bei einer Amateursportart wie Hockey kommt dies nicht allzu häufig vor.

Aber Weißenborn sagt: „Ich bin mit den Spielern, mit denen ich jetzt zusammenspiele, groß geworden. Ich werde akzeptiert und spiele inzwischen eine gehobene Rolle. Es ist einfach schöner, wenn man da reinwächst.“ Sein Wissen gibt er beim Jugendtraining an die Jüngeren weiter – die B-Jungenmannschaft ist erfolgreich und war bereits zwei Mal Berliner Meister.

In der gerade gestarteten Hallensaison ist der BHC noch erstklassig. Angst, dass mangelndes Top-Hockey sich auf seine Nationalmannschaftskarriere negativ auswirken könnte, hat Weißenborn nicht. „Inzwischen ist der Aufwand für die Nationalmannschaft wesentlich höher als der für den Verein, sodass man das Niveau halten kann.“ Die Tatsachen geben ihm Recht: Er erhielt erneut eine Nominierung zum Weltjugendhockeyspieler. Und in der Nationalmannschaft hatte er durch den Ausfall bewährter Kräfte nach der Weltmeisterschaft auch deutlich mehr Verantwortung zu tragen. Er fand zudem, dass er auch in brenzligen Situationen auf dem Feld gesucht wurde und diese Aufgabe gut löste.

Die Chancen, sich auch in Zukunft weiterzuentwickeln und bei Olympia 2004 dabei zu sein, sieht der selbstbewusste Weißenborn trotz aller Widrigkeiten als gut an: „Das werde ich schaffen.“ Und nach einer kurzen Pause sagt er: „Ich denke immer, dass ich es schaffe, sonst würde ich ja gar nicht antreten.“ CLAUDIA KLATT