Mit drei Umdrehungen in Richtung Olympia

Der erste dreifache Salto – die 25-jährige Brenda Magana aus Mexiko bereichert bei der WM die Turngeschichte

DEBRECEN taz ■ Nur neun Monate benötigte der ungarische Turnverband, um die Fönix-Halle in Debrecen zu einem perfekten Podium für die besten Turnerinnen und Turner der Welt zu machen. Nach Qualifikationen und Halbfinals wurden hier am Wochenende die Titel an den einzelnen Geräten vergeben – insgesamt ohne große Überraschungen. Brenda Magana hingegen benötigte acht Weltmeisterschaften und fast 20 Jahre Training, um Turngeschichte zu schreiben.

Die 25-jährige Mexikanerin aus Guadalajara ist die erste Frau, die einen dreifachen Salto rückwärts beherrscht. Dieser Abgang vom Stufenbarren wird nun unter dem Namen „Magana-Salto“ verewigt. „Als meine Trainer vor Jahren meinten, ich solle einen dreifachen Salto versuchen, habe ich immer gesagt: ja, ja, morgen vielleicht“, lacht sie, „mittlerweile habe ich ihn im Training schon hunderte Male gestanden. Aber um offiziell ein Element zu werden und meinen Namen zu bekommen, musste er bei Weltmeisterschaften gelingen.“

Brenda Magana, die im vergangenen August ihr Hochschulstudium der Sportwissenschaft abgeschlossen hat, wird allerdings nicht nur für diese Weltpremiere in Erinnerung bleiben. Sie erreichte das Halbfinale am Sprung und das Finale der letzten acht am Boden, was das beste je erreichte Ergebnis für den mexikanischen Verband ist. Bereits 1991 turnte Magana ihre erste Weltmeisterschaft, aber zu Olympischen Spielen ließ das mexikanische Olympische Komitee sie bislang nicht fahren – mangels Medaillenaussichten. „Ich habe gemerkt, dass ich mit der Zeit immer besser werde“, erklärt sie ihre Motivation, „und nach den Erfolgen hier hoffe ich, dass sie mich 2004 nach Athen fahren lassen.“

Turnen ist eine kurzlebige Sportart – nahezu jährlich werden Weltmeister gekürt, und Stars und Persönlichkeiten sind in dieser Disziplin auch deshalb so selten, weil die Karrieren meist zu kurz sind. Viele der besten Nationen präsentieren sich jedes Jahr mit neuen Turnerinnen, die gerade das Mindestalter von 16 Jahren erreicht haben. Wie hier in Debrecen die Chinesinnen Nan Zhang und Xin Kang, die sich für kein Finale qualifizieren konnten und von vielen Beobachtern für „zu jung“ gehalten wurden. Das wäre keine Überraschung, musste doch gerade erst der rumänische Verband eingestehen, in der Vergangenheit Pässe gefälscht zu haben, um Erfolg versprechende Kinder früher als erlaubt einsetzen zu können.

Brenda Magana sieht allerdings auch eine gegenläufige Tendenz: „Es gibt wenige, aber in den letzten Jahren doch einige ältere Turnerinnen, zumindest 20-jährige.“ Da sind zum Beispiel die 23-jährige Russin Swetlana Tschorkina, die trotz eines Theater-Engagements in Moskau wieder an den Start ging, und die 27-jährige Oksana Tschusowitina. „Ich glaube, dass es am Trainingssystem der Länder liegt. Ich habe auch viel trainiert, aber nicht so viel und so hart in so kurzer Zeit, wie es zum Beispiel in Rumänien getan wird. Der Körper braucht eben seine Zeit – und der Kopf auch“, sagt die Usbekin.

Relativ enttäuschend war trotz geringer Erwartungen das Abschneiden der deutschen Vertretung. Sie erreichte ingesamt nur drei Halbfinals und kein einziges Finale. SANDRA SCHMIDT