Die weißen Söldner kehren nach Afrika zurück

Frankreichs berüchtigter Söldnerkönig Paul Barril ist auf den Schlachtfeldern des Kontinents wieder aktiv. Auch Südafrikaner mischen mit

BRÜSSEL taz ■ Als der französische Journalist Thierry Oberlé, Korrespondent des Figaro, am vorletzten Sonntag in die Zentralafrikanische Republik reisen wollte, kam er über den Flughafen der Hauptstadt Bangui nicht hinaus. Bewaffnete Franzosen, die den Flughafen kontrollieren und ankommende Passagiere durchsuchen, hielten ihn fest und schickten ihn wieder nach Paris zurück. Oberlé erkannte unter ihnen einen Mitarbeiter der berüchtigsten Söldnerkönige der Welt: Paul Barril, ehemaliger Bewacher von François Mitterrand und heute Chef eines privaten Sicherheitsdienstes sowie Antiterrorberater des Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Ange-Félix Patassé. Barrils Leute „halten den Flughafen“, berichtete Oberlé; der französische Söldner „scheint die Operation zu leiten“.

Die Zentralafrikanische Republik befindet sich im Krieg. Mit Hilfe Barrils, Libyens Luftwaffe und Rebellen aus der benachbarten Demokratischen Republik Kongo versucht die Regierung Patassé, die Kontrolle über den Norden des Landes zurückzugewinnen, wo der frühere zentralafrikanische Armeechef François Bozizé kämpft. Im Oktober eroberten Bozizés Kämpfer, darunter angeblich auch reguläre tschadische Soldaten, fast Bangui; seither ist eine von Luftangriffen begleitete Gegenoffensive der Regierung und ihrer Freunde im Gange. Die kongolesischen Rebellen leisten sich massive Übergriffe gegen die lokale Bevölkerung; zugleich wirft die Regierung dem benachbarten Tschad vor, „Horden von Mördern und Plünderern“ über die Grenze geschickt zu haben. Ohne ausländische Hilfe könnte Patassé diesen Krieg nicht gewinnen.

„Berater“ für die Zentral-afrikanische Republik

Die Söldner kehren nach Afrika zurück – kaum dass die für Söldnertum berüchtigten Konflikte in Angola und Sierra Leone vorbei sind, tauchen sie auf neuen Schlachtfeldern wieder auf. Barril war erst Ende Oktober aus der Elfenbeinküste ausgewiesen worden. Der einstige Verteidigungsminister Moise Lida Kouassi hatte ihn angeheuert, um die Rebellen zu besiegen, die seit September die Nordhälfte des Landes kontrollieren. Dann wurde er gefeuert, und Barril war nicht mehr erwünscht.

Nach Angaben aus Südafrika arbeiten nun 10 bis 20 pensionierte südafrikanische Offiziere als Ausbilder der ivorischen Armee. 50 bis 60 Söldner unklarer Herkunft residieren in zwei Hotels in Abidjan. Insgesamt sollen 200 Söldner bestellt sein, heißt es seitens des südafrikanischen Instituts für Strategische Studien. Die Regierung hat außerdem drei russische Kampfhubschrauber gekauft, in Vorbereitung auf das erwartete Scheitern der ivorischen Friedensgespräche in Togo. Südafrikanische und französische Ausbilder wurden nach US-Angaben am 11. November gesehen, wie sie ivorische Soldaten den Umgang mit neuen russischen Panzerwagen beibringen.

Ausbilder in der Elfenbeinküste und im Sudan

Es gibt zahlreiche nicht verifizierbare Berichte über die Herkunft der Söldner in der Elfenbeinküste. Nach Berichten der britischen Zeitschrift Africa Confidential befindet sich unter den Söldnern in der Elfenbeinküste „Blue Kelly“, alias John Kenneth – ein Australier, der für Südafrikas Geheimdienst gearbeitet hat und 1981 unter dem irischen Kongo-Veteranen Mike Hoare an einem Putschversuch auf den Seychellen teilnahm. Die regierungsnahe ivorische Zeitung Notre Voie berichtete am 6. November, die Rebellen der Elfenbeinküste würden von dem Kapstädter Cobus Claasen zusammen mit einem weiteren Südafrikaner und einem Israeli mit Söldnern beliefert, die aus Basen in Liberia heraus operieren sollten. Die französische Nachrichtenagentur AFP wiederum nennt die britische Söldnerfirma „Sandline“, die einst die Regierung Sierra Leones gegen Rebellen verteidigte.

Aber dass Söldner aus Südafrika und Frankreich in Afrika ihr Unwesen treiben, ist sicher. So sollen sich 20 Kämpfer der aufgelösten südafrikanischen Söldnerfirma „Executive Outcomes“ zu einer Firma namens NDF zusammengeschlossen haben, die jetzt im Sudan Spezialeinheiten der Armee zum Schutz der Ölfelder gegen südsudanesische Rebellen trainieren. NDF behauptet, weitere Klienten in Ägypten, Angola, Kongo-Brazzaville, Sierra Leone und Uganda zu haben. Und im Mai griffen die Behörden Tansanias eine Gruppe von Franzosen auf, die den abgewählten Präsidenten Madagaskars, Didier Ratsiraka, zurück ins Amt bringen sollten. Sie wurden von Luc Marques de Oliveira geführt, Direktor der Firma „Active Prevention International Services“.

Diese Affären sind peinlich für die Regierungen der beiden Länder. Seit 1999 ist es in Südafrika verboten, Militärhilfe im Ausland ohne staatliche Genehmigung zu leisten. Südafrikas Regierung sagte im Oktober, sie habe keine Söldner in die Elfenbeinküste geschickt, und eine Untersuchung versprochen – von der man seither nichts mehr gehört hat. Frankreichs Regierung hat gesagt, sie „denke nach“ über den Vorschlag, Söldnereinsätze im Ausland gesetzlich zu verbieten. FRANÇOIS MISSER