Guter Gewinn mit Windexpansion

Neue Firma wirbt um Kapital und will von Energieförderung nach deutschem Vorbild im Ausland profitieren

Die Windkraftbranche hat ein Problem, das derzeit viele gerne hätten: Es gibt mehr Anlegermillionen, als in Windparks unterzubringen sind. Dummerweise liegt der Engpass der Branche bei einer schwierig zu vermehrenden Ressource: beim Wind und den Standorten für neue Strompropeller. Immer mehr Windparks in Deutschland bleiben hinter ihren Renditezusagen zurück, weil sie zu optimistisch bei den Winderträgen kalkulierten. Und die Freude von Anwohnern über die immer größeren Windradgalerien hält sich auch zunehmend in Grenzen.

Was tun? Den Weg des Kapitals in die Emigration propagiert ein neues Venture-Capital-Unternehmen in diesem Sektor, die nicht börsennotierte European Natural Power AG, kurz En-power. Gegründet in Freiburg von einer Rechtsanwaltskanzlei und Wirtschaftsprüfern sowie der Ostwind-Gruppe, können die bisherigen Teilhaber nach eigenen Angaben auf über acht Jahre Erfahrung im europäischen Windmarkt verweisen. Und dort liegt die nächste Phase der Windexpansion, so En-power-Vorstand Thomas F. Rebel. Denn mehrere EU-Länder haben eine Förderung der erneuerbaren Energien nach dem erfolgreichen Vorbild Deutschlands beschlossen; darunter Länder mit einem Riesenangebot an Windkraftstandorten wie Portugal, Frankreich oder Spanien. En-power hat schon einen Windpark in Frankreich mit einer Nennleistung von 300 Megawatt verwirklicht.

Rebels Firma will die oft komplizierten rechtlichen Fragen der Netzanbindung und des Immobilienrechts im Ausland klären und dann den fertig entwickelten Park an einen Netzbetreiber weiterverkaufen. Da derzeit ein Kapitalüberschuss und Windparkmangel herrsche, sei damit guter Gewinn zu erzielen, hoffen die Freiburger.

Die in der Öffentlichkeit stärker diskutierte Möglichkeit der Offshore-Parks in Nord- und Ostsee dürfte hingegen nach Einschätzung der En-Power noch einige Jahre auf sich warten lassen. Das sieht auch Thorben Geise so, Analyst für erneuerbare Energien bei der genossenschaftlichen WGZ-Zentralbank: „Meiner Meinung nach rechnet sich Offshore frühestens ab einer Windradleistung von 4 Megawatt aufwärts.“ Diese Größenordnung erreichen derzeit erst Prototypen.

Die höchste Wertschöpfung im Windkraftbereich – also die Stelle, wo Firmen am meisten Gewinn machen – sieht Geise derzeit bei den Anlagenbauern. „Ihre Expansion ins Ausland ist einfacher als die der Windkraftbetreiber“, so seine Begründung.

Hierzulande ist die Dichte der Parkentwickler hoch (siehe zum Beispiel ihr eigener Beirat im Bundesverband Windenergie, www.wind-energie.de). En-power glaubt aber angesichts seines Erfahrungsvorsprungs in seiner EU-Marktlücke mit guten Renditen arbeiten zu können: Die AG will ab dem 1. Dezember bis Ende Juni sieben Millionen Euro über die Ausgabe von Vorzugsaktien einsammeln und bietet mindestens 12 Prozent Dividende auf das eingezahlte Kapital. Die ersten Gewinne sollen 2007 ausgeschüttet werden. Die Mindestanlage liegt bei 300 Namensaktien, einem Betrag von 2.400 Euro. Die neuen Vorzugsaktien-Anleger werden insgesamt 35 Prozent des Unternehmens besitzen. REINER METZGER

Infos kostenlos unter Tel. (08 00) 6 00 01 10, Fax: (07 61) 4 59 92-99, www.enp-ag.com, Lörracher Str. 16, 79115 Freiburg