Korrigieren am Küchentisch

Studie der Arbeitsmedizin: LehrerInnen sind burnout-gefährdet, allerdings nicht so stark wie ÄrztInnen. Problem: Fehlende Trennung von Arbeit und Freizeit

LehrerInnen leiden im Vergleich zu anderen Berufsgruppen häufig an dem so genannten Burnout Syndrom. Zu der größten Risikogruppe gehören sie allerdings nicht: Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg.

Unter dem Burnout-Syndrom verstehen MedizinerInnen den „Zustand chronisch emotionaler Erschöpfung, physischer Ermüdung, Depersonalisierung und reduzierter persönlicher Leistungsfähigkeit“. Die Studie stützt sich auf einen psychologischen Test zur Erfassung des Burnout, das so genannte Maslach Burnout Inventory (MBI). Die Berufsgruppen LehrerInnen, RichterInnen, ÄrztInnen sowie ArchitektInnen wurden untersucht, die Stichprobengrößen lagen zwischen 300 und 600 Personen.

Die Befragten sollten beispielsweise sagen, wie viele Tage sie im letzten Vierteljahr arbeitsunfähig waren oder inwieweit die Aussage „Ich fühle mich ausgebrannt in meiner Arbeit“ auf sie zutrifft. Die Ergebnisse wurden gegenübergestellt, um eventuelle Trends der unterschiedlichen Berufsgruppen aufzuzeigen.

Aus der Auswertung der Studie von Xaver Baur und Ralf Wegner geht nun hervor: „Die Erschöpfung der Lehrkäfte zeigte keine Abhängigkeit vom Lebensalter oder der in der Schule zugebrachten Arbeitszeit, sondern von der Dauer der dienstlichen Arbeiten am häuslichen Arbeitsplatz.“ Und: ÄrztInnen haben ein noch höheres Burnout-Risiko als LehrerInnen. Von den PädagogInnen, die wegen Burnout schon stationär behandelt werden, ist erstaunlicherweise immer noch ein hoher Anteil (63 Prozent) mit seinem Beruf zufrieden. Als größtes Problem benennt diese Gruppe aber die „unzureichende Unterstützung“ durch Eltern.

Die Studie des Institutes liefert auch Lösungsansätze, beispielsweise die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit durch die Einrichtung von Lehrerarbeitszimmern in der Schule. Auch durch eine Stärkung der kollegialen Unterstützung – „die auch konstruktive Kritik umfassen kann“ – könne der Stress im Lehrerberuf besser bewältigt werden. Außerdem müsse bei den „noch vorhandenen älteren und unverändert leistungsfähigen“ Lehrkräften der Verbleib im Beruf, „auch über das 60. Lebensjahr hinaus“ gefördert werden. Imke Wieters