Genreis entwickelt

Das Getreide soll nun fit sein für salziges Wasser und Dürreperioden. Angeblich kein Verkauf an Konzern

BERLIN taz ■ Ein Wunderreis ist wieder einmal in einem Genlabor entwickelt worden. Ein Team um Professor Ray Wu von der Cornell University in New York und koreanische Kollegen haben eine Reissorte so verändert, dass sie ihre Erträge auch unter Kälte, Trockenheit und Salzwasserbedingungen hält. Die Forscher hoffen, dass Kreuzungen lokaler Sorten mit ihrem Reis die Ernten um 20 Prozent steigern.

Der Weg zu dieser zähen Pflanze war theoretisch schon länger bekannt: Es gibt laut Ray Wu schon in bisherigen Reissorten einen Zucker namens Trehalose, der lebenswichtige Moleküle innerhalb der Pflanzenzelle konserviert, wenn die Pflanze ungünstigen Umwelteinflüssen wie Wassermangel oder zu viel Salz im Boden ausgesetzt ist. Bislang war es nicht gelungen, den Trehalosepegel genügend zu steigern. Zwar glückten Gentransfers aus Hefezellen oder dem E.-coli-Bakterium, aber die Pflanzen wuchsen nicht.

Die Forscher um den Molekularbiologen Wu gingen nun mehrstufig vor: Sie arbeiteten mit der Sorte Basmati, der weltweit häufigsten. Ihr pflanzten sie zunächst zwei Trehalosegene aus E. coli ein. Dann kam noch ein „Fusions-Gen“ hinzu, dass die Trehalosegene verband. Dazu dann noch ein „Schalter-Gen“, das die Zuckerproduktion erst anlaufen lässt, wenn die Pflanze wirklich unter Stress steht. Nun scheint es zu klappen.

Reis ist eine Grasart wie anderen Grundnahrungsmittel: Weizen, Mais, Roggen oder Zuckerrohr. Die Methode lässt sich theoretisch also auch auf diese Arten anwenden. Laut Wu soll die Technik öffentlich zugänglich sein und nicht an einen Saatgutkonzern verkauft werden. Seine Arbeit erscheint in Proceedings of the National Academy of Sciences (www.pnas.org).

Reis ist das Hauptnahrungsmittel für etwa die Hälfte der Weltbevölkerung. Laut dem Internationalen Reisforschungsinstitut (www.irri.org) wurden im Jahr 1999 weltweit auf 1,55 Millionen Quadratkilometern Anbaufläche knapp 600 Millionen Tonnen Reis geerntet. 21 Prozent der Kalorien werden durch Reis aufgenommen. Allerdings ist die Pflanze arm an Eisen und bestimmten Vitaminen, was bei ausschließlicher Ernährung zu Mangelkrankheiten führt.

Für den neuen Genreis kommen vor allem die Hochlandanbaugebiete (13 Prozent der Anbaufläche, nur vier Prozent der Erträge) in Frage, weil die Pflanzen dort häufig unter Trockenheit leiden. Außerdem die großen regelmäßig überfluteten Flächen in Asien (zehn Prozent der Weltanbaufläche). Neben periodischer Trockenheit leiden dort die Pflanzen in Flussdeltas vor allem unter dem salzhaltigen Wasser, das aus dem Meer hereindrückt. Dort ist nur Reisanbau möglich.

Genreis wird bisher hauptsächlich in den USA und Japan im Testbetrieb angebaut, nur wenige Sorten sind tatsächlich für den kommerziellen Anbau zugelassen. Es geht vor allem um Resistenz gegen Pflanzengifte und Insekten. REINER METZGER

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