hinweise

Vorwissen

Die Muslim-Enklave Srebrenica in Ostbosnien wurde am 11. Juli 1995 trotz der Präsenz eines niederländischen UN-Bataillons von bosnischen Serben angegriffen, tausende Männer wurden anschließend kaltblütig ermordet. Es gibt mehrere Hinweise, dass es bei den westlichen Nachrichtendiensten und Regierungen Vorwissen über den Angriff auf Srebrenica gab. Dutzende dieser Hinweise sind auch im Niod-Bericht zu finden, den die niederländische Regierung in Auftrag gegeben hat.

So berichtete der deutsche General a. D. Manfred Eisele, der 1995 Assistant Secretary General der UNO war, in einer Sendung des niederländischen Rundfunks vom 5. April 2002, dass beim Department of Peace Keeping Operations (DPKO) im UN-Hauptquartier bereits im Frühjahr 1995 Informationen vorlagen, die von den Militärs im DPKO als Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff bewertet wurden. Konkret nannte Eisele unter anderem Luftaufnahmen. Niod-Autor Cees Wiebes bezeichnete dies als Unsinn, der UNO hätten vor August 1995 keine Luftaufnahmen von Srebrenica vorgelegen. DPKO-Diplomaten und -Miltärs bestätigten jedoch die Version Eiseles.

Der damalige US-Vizepräsident Al Gore zitierte bei einem Treffen im Weißen Haus mit dem schwedischen Bosnien-Unterhändler Carl Bildt aus US-Abhörprotokollen Gespräche über den geplanten Angriff auf Srebrenica, und zwar zwischen dem bosnisch-serbischen General Mladić und Milošević (Niod-Teilstudie, S. 267).

Eine niederländische Parlamentskommission entdeckte vor zwei Jahren, dass Hollands damaliger Generalstabschef Van den Breemen bereits Anfang April 1995 von General Rupert Smith, dem damaligen UNO-Kommandanten in Sarajevo, gewarnt wurde, man rechne mit einem serbischen Angriff auf Srebrenica.

Am 8. Juni 1995 schickte Dutchbat-Kommandant Thom Karremans ein Alarmfax nach Den Haag, in dem er – auf der Basis wahrgenommener Truppenkonzentrationen – berichtete, dass „ein großer Angriff auf Srebrenica“ bevorstünde (Niod-Teilstudie S. 387). HJ