hertha bsc gegen fc fulham 2:1
: Zwischen Uefa-Cup und Bundesliga – Hertha in der traditionell harten Zeit

Der weiße Hai entpuppt sich als zahnloser Goldfisch

Der größte Trost für die Verantwortlichen von Hertha BSC kam erst nach dem 2:1 im Hinspiel der dritten Uefa-Cup-Runde gegen den FC Fulham. „Wir haben es mit einer starken Mannschaft zu tun gehabt“, sprach da Jean Tigana, Trainer des englischen Erstligisten, „die spielen nächstes Jahr möglicherweise in der Champions League.“ Solche Sätze lieben sie in Berlin, schließlich ist die europäische Eliteklasse genau der Ort, an dem Hertha seinen Platz in der Zukunft sieht. Noch vor zehn Tagen bei der Hauptversammlung hatten Manager Dieter Hoeneß und Trainer Huub Stevens entsprechende Ambitionen stolz verkündet, bevor die Realität eines todtraurigen 0:1 gegen Werder Bremen ihre Welt komplett in Unordnung brachte.

Die Wochen vor der Winterpause sind traditionell eine harte Zeit für Hertha. In dieser Phase werden stets die Weichen gestellt, ob es in der Bundesliga Richtung Champions League geht oder doch nur in den Uefa-Cup. Gleichzeitig kam kurz vor dem Achtelfinale dieses Europapokals, der ersten halbwegs lukrativen Runde, zuletzt jeweils das Aus – 2000 gegen Inter Mailand, vergangenes Jahr gegen Servette Genf.

Das aktuelle Szenario wirkt daher vertraut. Das 2:1 gegen Fulham ist eine knifflige Ausgangsposition, am Samstag spielen die Berliner bei den Bayern, wo dringend gepunktet werden muss, um den zügigen Absturz ins Tabellenmittelfeld zu bremsen, danach kommen diffizile Aufgaben gegen Wolfsburg und in Kaiserslautern.

„Wie ein Raubfisch, der Witterung aufnimmt“, sollten die Herthaner in das Spiel gegen Fulham gehen, wünschte sich Dieter Hoeneß, doch der weiße Hai entpuppte sich auch diesmal eher als zahnloser Goldfisch. Immerhin war eine kämpferische Steigerung gegenüber dem Bremen-Spiel unverkennbar und auch das Glück fand sich wieder auf Seiten der Herthaner ein. Zwei Patzer von Fulhams Torjäger Sava, der beim 1:0 (28.) Beinlich frei zum Kopfball kommen ließ und den Ball in der 68. Minute zum 2:1 kurzerhand selbst ins eigene Tor beförderte, brachten den Sieg für ein Team, das sich aus dem Spiel heraus keine einzige Torchance erarbeiten konnte, es sei denn man zählt einen genialen Volleyschuss aus spitzem Winkel von Marcelinho als solche.

„Ich habe heute Leidenschaft gesehen, damit bin ich zufrieden“, sagte Coach Huub Stevens, „nicht zufrieden bin ich mit dem Spielerischen.“ Zwar gab es nicht eine solche Fehlpassflut wie gegen Werder, doch die Leichtigkeit, mit der das von Tigana auf französisches Kurzpassspiel gedrillte Team aus Fulham die Partie fußballerisch beherrschte, war schon leicht beschämend. Zumal für eine Mannschaft, die perspektivisch zu Real und Bayern aufschließen will, wie es Stevens den Mitgliedern versprochen hatte. Die Engländer ließen, geführt vom trickreichen Malbranque, mit schnellen Doppelpässen die Deckung der Gastgeber oft sehr behäbig aussehen, etwa beim 1:1 durch Marlet (53.). Herthas Offensive hingegen basiert derzeit fast ausschließlich auf den diesmal spärlichen Geistesblitzen des Brasilianers Marcelinho, der immerhin beide Tore ganz treudeutsch per Eckball beziehungsweise Freistoß vorbereitete.

Huub Stevens war schon froh, dass es die Seinen diesmal wenigstens auch über die Flügel versuchten und nicht nur „durch die Mitte rannten“ wie beim Werder-Horrorspiel. „Gegen Bremen haben wir mehrere Schritte zurück gemacht“, sagte ein vorsichtig zufriedener Dieter Hoeneß, „das war jetzt wieder ein Schritt nach vorn.“ Ob dies das nötige Selbsbewusstsein schürt, um am Samstag als Schwarm gefräßiger Piranhas ins Münchner Olympiastadion einzufallen, mag allerdings bezweifelt werden. Eine andere Sache ist die Partie in zwei Wochen in London. „Fifty-fifty“ bezifferte Fulhams Keeper Edwin van der Sar die Chancen, bevor doch wieder die alte Furcht der Niederländer vor teutonischer Effizienz durchschlug: „Ich bin froh über das Auswärtstor, aber gegen Deutsche bedeutet das ja nicht viel.“ MATTI LIESKE