Neue Blicke auf alte Berufe

Malerei von den Düsseldorfer Kunst-Stars Sophie von Hellermann und Markus Vater: Ausgestellt in der art agents galery unter dem Titel „Die harten Realitäten“

Im Eingang zur großen Galeriehalle im Ottensener Hinterhof begrüßt die Besucher ein gut getarnter Löwe und stimmt schon mal auf eines der Themen der neuen Ausstellung bei den „art agents“ ein: Bilder über Afrika. Die Malerei von Sophie von Hellermann und Markus Vater befasst sich mit den harten Realitäten. Und die umfassen Klischee-Träume von Savanne und schön ursprünglichen Halbnackten sowie die meist ebenso nur medial vermittelten Kriegsgreuel mit Kalaschnikow und Kampfhubschrauber.

Die Thematik wird hier eher verspielt umgesetzt und ohne Glauben an die Wahrheit der Dokumentation. Denn die in schnellem Duktus hingeworfene Malerei der beiden seit vier Jahren in London lebenden Künstler ist immer wieder ironisch gebrochen, sie befasst sich auch etwas kokett mit der eigenen medialisierten Welt einer neuen, erfolgreichen Künstlerboheme. Denn die beiden an der Düsseldorfer Akademie ausgebildeten Maler sind Teil der Gruppe ,,hobbypopMUSEUM“, einer acht bis zehn Künstler umfassenden Gruppierung, deren hoch gelobte Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen Kultstatus erreicht haben.

In der glamourösen Londoner Kunstszene wird Sophie von Hellermann wie ein Star behandelt. Und so zeigt eine Serie von vier großformatigen Bildern, wie ein Pop-Star sich im Blitzlichtgewitter langsam auflöst. Doch auch der andern Seite des Lebens widmet sie eine gekonnt in wenigen Pinselstrichen gehaltene Wandmalerei: Übernachten auf der Parkbank.

Markus Vater dagegen stellt gerne tiefschürfende Fragen, etwa „Warum dominieren die Länder mit wechselnden Jahreszeiten die Welt?“ Solche Fragen sind ans Fenster geklebt, Zukunftsprognosen einer Wahrsagerin liegen auf dem Boden, und eine Lampe ist mit Statements zur Kunst verkleidet. Die neuen Medien kritisiert er nicht nur, sondern nutzt sie für eine Video-Installation, die ein im negativen Farbauszug gemaltes Bild ins Positive verkehrt und dabei die Besucher zu negativen Geistergestalten macht. Zudem zeigt er kurze, mitunter etwas kalauernde Comic-Filme.

Beim Verlassen der Galerie fällt der Blick auf eine schnell skizzierte, breite Sitzgruppe mit dem darunter auf die Leinwand geschriebenen Text: „Fast alle revolutionären Ideen sind in sehr weichen Sesseln entwickelt worden. Das wirft ein vollkommen neues Licht auf den Beruf des Polsterers.“ Hajo Schiff

9–11, Mi–Fr 11–18, Sa 11–14 Uhr, arts agents gallery, Klopstockplatz; bis 15. Februar 2003