Husung nimmt Hut

Der Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und seine zwei StellvertreterInnen erklären ihren Rücktritt: das Ende monatelanger Querelen

Der Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) am Berliner Tor, Hans-Georg Husung, hat seine Promotion zu dem Thema „Protest und Repression“ geschrieben. Damals konnte er noch nicht ahnen, wie sehr ihn dies in seinem späteren Amt an der Hochschule einholen würde. Gestern zog Husung die Konsequenzen aus den monatelangen Auseinandersetzungen um seinen Führungsstil. Auf der Sitzung des Großen Senats der Hochschule erklärte er gemeinsam mit seinen StellvertreterInnen Ulrike Arens-Azevedo und Claus-Dieter Wacker den Rücktritt zum 30. Juni 2003. Man wolle damit „die entstandene Entscheidungsblockade auflösen und Schaden von der Hochschule abwenden“, teilte das Trio zur Begründung mit.

Aktueller Auslöser war eine Abstimmungsniederlage Husungs auf der Sitzung des Großen Senats am 21. November, wo er mit seinem Konzept zur Entwicklung des Lehrangebots Schiffbruch erlitten hatte. Husung beklagt in seiner Erklärung, dass „Sachfragen personalisiert, Diskussionen nicht geführt und Entscheidungen immer wieder vertagt“ worden seien. Tatsächlich stand der Präsident schon seit langem im Kreuzfeuer der Kritik, besonders der Professorengruppe im Großen Senat. Die hatte bereits im Mai einen Abwahlantrag gegen Husung eingebracht, der nur knapp die erforderliche Dreiviertelmehrheit verfehlte.

Die Husung-GegnerInnen sprachen schon damals von einem „zerstörten Vertrauensverhältnis“. Zwei VizepräsidentInnen waren bereits 2001 zurückgetreten, weil sie mit ihrem Chef nicht klargekommen waren.

Der Große Senat will sich am 5. Dezember zu einer Sondersitzung treffen. Er hat bereits einen Findungsausschuss beauftragt, der eine NachfolgerIn für Husung suchen soll.

Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) bedauerte gestern den Rücktritt Husungs, äußerte aber gleichzeitig Verständnis. Die Entscheidungsfähigkeit der Hochschule sehe er nicht gefährdet, da Husungs Vizes die Amtsgeschäfte kommissarisch weiterführen wollen, wenn bis zum 30. Juni kein neuer Präsident gefunden sein sollte. PETER AHRENS