h.g. hollein Essensholer

Die Frau, mit der ich lebe, bekommt gerne eine Extrawurst. Derlei ist zwar kalorienbewehrt, aber, wie der Hamburger sagt: „Wat mutt, dat mutt.“ Beibringen muss das Ganze natürlich auch jemand, allein, da kennt die Gefährtin wen. Und angesichts der saisonal bedingten Konjunktur von Weihnachtsmärkten hat der gut zu tun. Leitet doch die Gefährtin derzeit den Abend überproportional häufig mit den Worten ein: „Ach, Schatz mir ist heute irgendwie gar nicht nach ...“ (wahlweise gedünstetem Lachs, Tafelspitz oder Lammcarrée), um dann zu bekunden: „So eine richtig fettige Bratwurst, das wär‘ jetzt mein Höchstes.“ Da ich dem subtextuell anklingenden „Wenn du mich wirklich liebst ...“ durchaus positiv gegenüberstehe, stehe ich dann eben da, respektive vor dem nächsten Mega-Schwenkgrill und tue den Wunsch der Gefährtin kund. Thüringer müssen es sein, und, bitteschön, ordentlich kross, um nicht zu sagen angekohlt. Brötchen hingegen sind verzichtbar, weil: weißes Mehl gleich tote Kalorien. Bleibt nur, die obligate Senfspur zu legen und sich sputigst auf den Heimweg zu machen. Wenn der Fortschrittswahn nicht das Handy in die Welt geworfen hätte, aus welchem mich der gesäuselte Wunsch ereilt, doch noch eine Crêpe mitzubringen. „Aber für mich nur mit Grand Marnier, ja? Du kannst dir natürlich aussuchen, was du willst.“ Die heiße Wurst in der einen, das Portemonnaie in der anderen Hand will ich ernstlich nur einen dritten Arm. Ich könnte natürlich die Thüringer aufessen, während ich auf die Fertigung des welschen Teigprodukts warte, aber das brächte mich nicht wirklich weiter. Je nun, was soll‘s. So geht es einem eben, wenn es um die Wurst geht.