Ökoshoppen in Ottersberg

Die Zeit der schrummeligen kleinen Bioläden ist langsam vorbei. Was kommt, ist der Bio-Supermarkt. Ausgerechnet im kleinen Ottersberg gibt es den größten der Region – in einem ehemaligen Aldi. Und der absolute Renner sind: Tiefkühl-Pizzen

„Wir wollten keine heimelige Wohnstube mit Holzregalen aufmachen“

Viel hat sich nicht verändert, seitdem der Aldi raus ist. Immer noch der gleiche Eingang, die gleichen Bodenfliesen und Metallregale. Discounter-Look wohin man schaut. Nur die gelbe Wandfarbe und das Sortiment, das hat nicht mehr viel mit Aldi zu tun: An der Grünen Straße in Ottersberg wird nur noch Bio gehandelt. Mit seinen über 400 Quadratmetern ist der Ökomarkt Naturkost damit der größte seiner Art in der Region.

Der Bioladen ist der Beweis: „Think Big“ funktioniert auch in der Öko-Branche. Zwar hatten Runa Blättermann und Georg Appel einmal ganz klein angefangen (mit 30 Quadratmetern). Damals wussten sie nicht, wie sie sich zwischen ihre Ware zwängen sollten. Bio geht auch größer, dachten sie: „Der Naturkostmarkt gibt so viel her, dass wir auch den Aldi voll kriegen würden.“ Die 400 Quadratmeter haben sie vor drei Jahren bezogen und damit eine Art Bio-Discounter geschaffen. Mit einem herkömmlichen „Bioladen“ hat ihr Geschäft nicht mehr viel zu tun.

„Wir wollten bewusst keine heimelige Wohnstube aufmachen, mit Holzfußboden und Holzregalen“, erklärt Runa Blättermann. Es sollte nicht schön sein, kein Körnerfreunde-Image kriegen: „Wir wollten einen Supermarkt, hell und groß, wo Kunden vorm Kinder abholen schnell durchsausen können.“

Schnelligkeit zählt heutzutage – auch im Bioladen. Darum gibt es in Ottersberg zwei Kassen. Und darum gibt es auch Convenience-Artikel: Tiefkühl-Pizzen zum Beispiel. Oder Brotbackmischungen. „Mit solchen Artikeln wollen wir auch Normalbürger ansprechen“, erklärt Runa Blättermann. Alles wie im richtigen Supermarkt – nur eben in Bio-Qualität. Das ursprüngliche Sortiment, Körner und Nüsse, passt in eine kleine Ecke. Dafür gibt es regaleweise Nudeln. Und ein ganzes Regal voll Bio-Wein.

Angst hatten Blättermann und ihr Mann Georg Appel am Anfang schon ein bisschen. Aber das Discounter-Rezept geht auf. Der Laden läuft – und das liegt nicht nur an den anthroposophisch-geprägten Stammkunden. Von Waldorf-Schüler-Eltern und Studis der Kunsthochschule allein könnte der Naturkostmarkt nicht existieren. „Wichtig war uns, dass hier alle einkaufen sollen: vom Studenten bis zum Sozialhilfe-Empfänger, vom Anthroposophen bis zum Opa.“ Auf dem großen Parkplatz, seinerzeit für Aldi-Bedüfnisse zugeschnitten, sieht man heute Kennzeichen aus der ganzen Region.

Den Erfolg garantiere vor allem die Preismischung, sagt Appel. Durch die große Auswahl gibt es alles – von billig bis teuer: Butter für 1,50 Euro und 2,50. Bio-Mozarella für 99 Cent und 1,99. Vor allem Alltagsprodukte wie Milch und Brot werden günstig angeboten. Nicht alles aber kommt gut an: Bio-Backmischungen laufen eher mäßig. Die Ottersberger backen halt lieber nach eigenen Rezepten, schmunzelt Appel. Er weiß aber auch: Inzwischen wäre wohl so mancher Supermarkt im Ort froh, wenn er sein Geschäft nicht als Konkurrenten hätte. Zumindest würden die „Extras“ dann mehr Tiefkühl-Pizzen verkaufen. Denn die haben sich im Bio-Supermarkt zum wahren Renner entwickelt. bow