One for the money

Warum nach Memphis fahren, wenn Hamburg doch so nahe liegt: ein Besuch im ersten Elvis Shop Deutschlands, einem Elysium des trashigen King-Kitsches

Hier weist der King selbst den Weg: Das lebensgroße Stand Up auf dem Bürgersteig, Hüftschwung inklusive, weist dem kaufwilligen Pilger in Sachen Elvis-Accessoires den Weg ins Paradies. Es liegt in Hamburgs Karo-Viertel, zwischen Messehallen und Schlachthof. Die schummrig-blauen Lettern „TRASH“ über der Ladentür versprechen nicht zuviel. Drinnen gibt es alles aus dem Umfeld Rock und Film, was der normale Mensch nicht braucht, der eingeschworene Fan aber unbedingt haben will.

„Da muss man ja gar nicht mehr nach Memphis fahren!“ jubelt eine Eintragung im Gästebuch der Trash-Homepage. Stimmt. Da wäre etwa die Hula-Girlande aus Kunststoffblüten zum Einstimmen auf das „Aloa from Hawaii“-Feeling samt Bastrockpüppchen, die auf Knopfdruck mit dem Bauch wackeln. Wackeln – „Shake it, Baby!“ – tut selbstredend auch der King, so man 6 Euro 95 für die Pop Up Birthday Postcard investiert, die Elvis inmitten von Sixties-Bikini-Beauties in Bewegung setzt. Richtig scharf sieht das Ganze erst durch die legendäre Elvis-Sonnenbrille aus, Modell „Dr. Peeper“ made in Taiwan, ein Lizenzprodukt der Firma „Elvis Presley Enterprises“ in Bridgeport, Louisiana. Das macht die Objekte der Begierde „leider nun mal etwas teurer“, geben die Trash-Betreiber zu, versichern aber gleichzeitig: „Elvis geht.“

Und die Kunden, quer durch alle Altersgruppen, gehen mit. Wo sonst gibt es auch eine stilechte, knallrot glitzernde Nylonjacke für 89 Euro 90? Eingekauft werden die Schätze auf Andenken-Messen von San Francisco bis London. Und dort gibt es offensichtlich alles, worauf sich ein Elvis-Konterfei drucken lässt. Vom „Wandteller Vegas Years“ über die faustgroße Gürtelschnalle mit „garantiert begrenzter Auflage“ bis zum schwarzen Elvis-Slip. Der zeichnet sich zwar nicht durch besonderen Chic aus, trägt aber – und darum geht es schließlich – gute zwei DutzendMal den gülden-geschwungenen magischen Namenszug im Frontbereich. Noch nicht zu haben, aber „im Kommen“, so der Trash-Katalog, sind die blauen Wildledercreeper, die den Fuß im „Blue Suede Shoe“-Rhythmus federn lassen sollen. Wer‘s beschaulicher mag, dem sei fürs Vertiko der herzförmige Fotoständer aus weißem Zuckerbäckerimitat samt blassrosa Röschenranken ans Herz gelegt, in dessen Mitte – angeschnitten, aber immerhin erkennbar – der Hochzeitskuss zwischen Elvis und Priscilla prangt.

Zum Raustragen der Beute liegen schließlich massenhaft locker-lässige „Bowling-Taschen“ bereit. Mithin: „Elvis lebt“ auf jeden Fall und ist in allen erdenklichen Formen und Farben im Angebot. Entweder virtuell unter www.elvis-shop.de oder live und schrill in der Marktstraße 142 in Hamburg. Heinz-Günter Hollein