Kieler Filz: Es wird mysteriös

Diebe stehlen Computer bei Schlüsselfigur der Filz-Affäre, Falk Brückner. Es ist nicht der erste Einbruch in diesem Zusammenhang. Drei „merkwürdige“ Todesfälle

Die Kette der Seltsamkeiten in der Kieler Filz-Affäre reißt nicht ab: Focus und Spiegel-Online berichten über einen mysteriösen Einbruch in die Geschäftsräume des gestorbenen Hamburger Unternehmers Falk Brückner, einer Schlüsselfigur in der Affäre um ungenehmigte Nebentätigkeiten des früheren schleswig-holsteinischen Expo-Beauftragten Karl Pröhl. Dabei ist ein Computer mit Brückners Festplatte gestohlen worden. Kripo und Staatsschutz haben Ermittlungen aufgenommen.

Pröhl hatte im vorigen Jahr an Gesprächen teilgenommen, in denen Brückner mit dem Land über einen Kauf des sanierungsbedürftigen und defizitären Kieler Schlosses verhandelte. Ein Untersuchungsausschuss des Landtages geht der Frage nach, ob Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) früher als angegeben von den Geschäftsbeziehungen zwischen dem Landesbediensteten Pröhl und dem Projektentwickler Brückner wusste. Dieser war im Oktober an Herzversagen beim Joggen gestorben.

„Es fällt schwer, angesichts so vieler Merkwürdigkeiten an reinen Zufall zu glauben“, sagte CDU-Landtagsfraktionschef Martin Kayenburg. Er verwies darauf, dass im September Diebe zwei Mal in die Wohnung des Ausschussvorsitzenden Thomas Stritzl (CDU) eingebrochen waren und dort Aufzeichnungen entwendet hatten.

Auch den „plötzlichen Tod von drei zum Teil äußerst wichtigen Zeugen“ ordnete Kayenburg in die „Merkwürdigkeiten“ um den Ausschuss ein: Im August war eine Schlüsselfigur im Betrugsverfahren um Schloss Bredeneek (Kreis Plön) in der Untersuchungshaft gestorben. Der Kaufmann stand mit Pröhl im Verdacht des gemeinschaftlich begangenen Kreditbetrugs im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Scheinsanierung Bredeneeks. Todesursache soll Herzversagen gewesen sein. Außerdem war eine weitere Figur im Zusammenhang mit dem Bredeneek-Komplex gestorben.

Für Gesprächsstoff sorgt derweil weiter eine umstrittene Aussage von Simonis zum Gesprächsinhalt bei einem Treffen am 4. Juli 2001 im Kieler Restaurant „Feld“. Mit dabei waren ihr damaliger Staatskanzleichef Klaus Gärtner und Pröhl mit ihren Ehefrauen. Simonis zufolge ging es unter anderem um ihre Entscheidung zum Verkauf eines Wikingerschiff-Nachbaus, mit dem das Land auf der Expo vertreten war. Das Segment ging später an die Stadt Kappeln. Da der ehemalige Pröhl-Vertreter Jürgen Seifert vor dem Ausschuss angab, der Verkauf an Kappeln sei erst viel später erfolgt, sieht die CDU einen klaren Widerspruch. WOLFGANG SCHMIDT