Wider das Schmunzeln

Der OSC Berlin kämpft im Dameneishockey nicht nur um sportliche Anerkennung. Das Topspiel gegen Mannheim ging zwar verloren, die größten Probleme hat das Team jedoch mit Verband und Medien

von ANDREAS RÜTTENAUER

Die Saison in der Eishockey-Bundesliga befindet sich in einer entscheidenden Phase. Knapp 100 Fans unterstützen den Berliner Vertreter in der höchsten deutschen Spielklasse. Es geht um den Einzug in die Endrunde um die Meisterschaft. Die Stimmung ist gut im Weddinger Erika-Hess-Eisstadion, denn das Spiel des OSC Berlin gegen die Wildcats vom ERC Mannheim ist hochklassig und spannend. Die Spielerinnen beider Mannschaften präsentieren Dameneishockey auf hohem Niveau.

Dass es Frauen gibt, die Eishockey spielen, wissen viele erst seit Olympia 2002, woerstmals Puckjägerinnen um Medaillen gekämpft haben. Eishockey gilt nach wie vor als Männersport. Mit dem Frauenreglement, in dem Checks verboten sind, tut sich manch Anhänger des schnellen Sports schwer.

Michaela Hildebrandt, mit 39 Jahren Seniorin im OSC-Kader OSC, weiß ein Lied zu singen von den Vorurteilen, die Eishockey spielenden Frauen entgegenschlagen. Schmunzeln sei oftmals noch die freundlichste Reaktion. „Viele meinen, wir kringeln nur so ein bisschen auf dem Eis herum“, sagt die Ex-Nationalspielerin. Das größte Problem sei allerdings das Desinteresse der Medien. Wer sich über die Spiele aktuell informieren will, ist aufs Bayerische Fernsehen angewiesen, das auf Tafel 288 im Teletext die Ergebnisse der Dameneishockey-Bundesliga präsentiert.

Die Leute wissen gar nicht, was ihnen entgeht.“ Hildebrandt schwärmt von der Schnelligkeit und der technischen Versiertheit vieler Spielerinnen. Das Berliner Eishockeyurgestein will sich nicht begnügen mit der Rolle als Exotin in einer Männerdomäne. Sie will als Sportlerin anerkannt werden. Hildebrandt fegt seit 22 Jahren dem Puck hinterher. Zunächst spielte sie beim EC Eishasen, dem ersten Dameneishockeyclub in der Stadt. Dessen Geschichte beginnt im Jahr 1976.

Gabriela Werner, heute Hallensprecherin beim OSC, spielte in Berlins erster weiblicher Eishockeyformation. In dem Jahr, in dem die Herrennationalmannschaft bei Olympia mit der Bronzemedaille den größten Erfolg für das deutsche Eishockey überhaupt errang, spielten die Berliner Damen auf einer viel zu schmalen Eisstockbahn. Mehr Fläche wollte man den verrückten Frauen, die sich Teppichreste als Brustpanzer um den Körper banden, damals nicht zugestehen. Natürlich hat sich seitdem viel geändert. Doch zufrieden sind die Eishockeydamen noch lange nicht. Der Deutsche Eishockeybund (DEB) behandle die Frauen nach wie vor stiefmütterlich, bedauert Kathi Böhm, Teambetreuerin des OSC. Die Frauenbundesliga wurde vom DEB noch unterhalb der Männer-Nachwuchsliga angesiedelt. Bei der Vergabe der Trainingszeiten haben sich die Frauen demnach ganz hinten anzustellen. Bisweilen bekommen sie nicht einmal zwei Eiszeiten pro Woche.

Sportlich gibt es da schon schönere Geschichten zu erzählen. Denn der Olympische Sportclub Berlin gehört zu den erfolgreichsten der Republik. 1991 wurden die Berlinerinnen Meister, das Erreichen der Endrunde ist ihnen in beinahe jeder Saison gelungen. Sechs Spielerinnen werden regelmäßig zu Kaderschulungen des DEB eingeladen. So kann das spielerische Potenzial der Mannschaft weiter gesteigert werden. Auch beim Spiel gegen Mannheim am Samstag zeigte das Team über weite Strecken seine technischen und läuferischen Fähigkeiten. Dass die Party dennoch mit 1:2 verloren ging, lag vor allem an der gegnerischen Torfrau und Unkonzentriertheiten in der Abwehr. Am Sonntag lief es schon wesentlich besser. Nach dem 6:3 gegen Bergkamen steht die Qualifikation für die Endrunde um die Meisterschaft schon so gut wie fest.