Berlin jetzt vertreten

Die Jüdische Gemeinde hat wieder einen Vertreter im Präsidium des Zentralrats der Juden: Alexander Brenner

Nach rund drei Jahren Pause ist die größte Jüdische Gemeinde der Bundesrepublik wieder im wichtigsten Entscheidungsgremium der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland vertreten: Gestern wurde der Berliner Gemeindechef Alexander Brenner ins Präsidum des Zentralrats der Juden in Deutschland gewählt. Unter anderem mit der Forderung nach einem Berliner Vertreter im neunköpfigen Präsidium war Brenner vor anderthalb Jahren an die Spitzenposition der hiesigen Gemeinde gelangt.

In einer ersten Reaktion zeigte sich Brenner „froh“ über seine Wahl. Der taz sagte er, damit sei der „groteske Zustand“ beendet, dass die mit rund 12.000 Mitgliedern größte Jüdische Gemeinde der Bundesrepublik im Präsidium keine Stimme habe. Anspielend auf seine einstimmiges Ergebnis, erklärte er, die Wahl sei nicht sehr schwierig gewesen: „Es ging diesmal sehr gut.“

Der ebenfalls wiedergewählte Präsident des Zentralrates, Paul Spiegel, sagte gestern in Berlin bei der Vorstellung des neuen Präsidiums, dass er „eine Renaissance des Judentums“ in Deutschland erwarte, wenn es gelinge, die vielen russischsprachigen Zuwanderer in die Gemeinden zu integrieren. Mehr als die Hälfte der derzeit rund 100.000 Juden in Deutschland sind in den vergangenen Jahren aus den Ländern der früheren Sowjetunion in die Bundesrepublik eingewandert. Skeptisch zeigte sich Spiegel zur Forderung des jüdischen Publizisten Rafael Seligmann, den Zentralrat in „Zentralrat der deutschen Juden“ umzubenennen. Diese Frage stelle sich „vielleicht in zehn Jahren“, sagte Spiegel. Heute würde sich bei einer solchen Umbenennung ein Großteil der Mitglieder nicht vertreten fühlen, da viele noch gar keine deutschen Staatsbürger seien. Auch in Berlin stammt mehr als die Hälfte der Gemeindemitglieder aus den GUS-Ländern. PHILIPP GESSLER

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