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: Entmöllifizierung mit Möllemann

Jürgen W. Möllemann hat verloren. Schon wieder. Allerdings konnte er gestern nicht gewinnen. Es war eine Niederlage ohne Alternative, ohne Chance und ohne Risiko. Es gab von Anfang an nur diese eine Gewissheit: Der FDP-Landesparteitag würde sich nicht gegen den Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle stellen. Auch wenn viele Liberale grummeln – die Basis würde nicht putschen, um Möllemann per Akklamation zu bestätigen. Er tat daher das Zwingende, er erschien erst gar nicht auf dem Parteitag. Das ist eine der Botschaften vom Sonntag: Möllemann ist noch Bundestagsabgeordneter, kann aber nicht einmal mehr als FDP-Delegierter auftreten.

Kommentarvon ULRIKE HERRMANN

Die Frage, die er in der vergangenen Woche in allen Interviews gestellt hat, sie ist beantwortet. Er gehört nicht mehr zur „FDP-Familie“. Der Weg ist frei für den Parteiausschluss – und für eine neue Möllemann-Partei, die angeblich 9 Prozent der Deutschen begrüßen, wenn man den Umfragen glaubt.

Nun ist aber eine Niederlage für Möllemann nicht identisch mit einem Sieg für Westerwelle. Das wusste der Parteivorsitzende. In Düsseldorf sah man ein ungewohntes Bild: einen Westerwelle, der kämpfte. Der frei sprach, der argumentierte. Trotzdem war nur ein Achtungserfolg möglich, kein Triumph. Denn der Parteivorsitzende hatte seiner Basis nur drei Erkenntnisse mitzugeben. Nummer 1: Ich bin einer von euch, ich habe auch schon mal Ballons am Straßenstand aufgeblasen. Nummer 2: Wir sind keine Partei der Besserverdienenden. Und Nummer 3: Wir halten an unserer Unabhängigkeitsstrategie fest.

Das ist nicht nur fantasielos – vor allem ist es purer Möllemann. Er hat das Konzept der liberalen Volkspartei erfunden, die sich auch den Protestwählern aus dem Arbeitermilieu öffnet. Gestern fand eine Entmöllifizierung mit Möllemann-Botschaften statt.

Für die Zukunft der FDP sind zwei missliche Szenarien denkbar. Gründet Möllemann seine eigene Partei, ist die Hoffnung dahin, dass die Liberalen weiterhin die ungebundenen Protestwähler absammeln können. Aber auch wenn Möllemann einfallen sollte, dass ihm eine eigene Partei zu anstrengend ist, wird es für die FDP ungemütlich.

Wie wenig die Partei an die Unabhängigkeitsstrategie ihres Chefs Westerwelle glaubt, zeigen jene Landesverbände, die demnächst Wahlen verlieren können. Die Liberalen in Niedersachsen und in Hessen haben sich längst für eine Koalition mit der CDU entschieden.