Neue Ölpest bedroht Spaniens Küste

Das Öl aus dem zerbrochenen Tanker „Prestige“ erreicht Galicien. Asturien bereitet sich auf Umweltkatastrophe vor

MADRID taz ■ Die zweite Ölpest ist im Anmarsch. Am Wochenende erreichten erste kleinere Ölteppiche die Küste Galiciens. Sie sind die Vorboten von insgesamt 11.000 Tonnen Schweröl, das auf dem Meer treibt. Der Ölteppich war entstanden, als der Tanker „Prestige“ vor knapp zwei Wochen 250 Kilometer vor der nordwestspanischen Küste auseinander brach und im Meer versank. Die erneute schwarze Flut (marea negra) bedroht auch bisher noch nicht verseuchte Küstenabschnitte. Die Ölpest nähert sich einem Gebiet mit einzigartiger Artenvielfalt. Zehntausende von Fischern und Muschelsammlern bangen um ihre Existenz.

Ein Ende der Katastrophe ist nicht in Sicht. 250 Kilometer vor der Küste, dort, wo die „Prestige“ in 3.600 Meter Tiefe unter dem Meeresspiegel liegt, tauchen ständig neue Ölflecken auf. Ein Teil davon treibt auf die portugiesische Küste zu. Auch die nördlichen Nachbarn Galiciens sind gefährdet. In Asturien bereiten sich die Fischer bereits auf die Ölpest vor.

Die Wut der Bevölkerung über die Untatigkeit der spanischen Behörden wächst. Gestern gingen in der galicischen Hauptstadt Santiago de Compostela über 20.000 Menschen auf die Straße. Sie forderten den Rücktritt der politisch Verantwortlichen in Galicien und Madrid.

Währenddessen schippert mit der „Byzantino“ erneut ein Einhüllentanker in Richtung auf Galicien. Eigner des Schiffs ist die Schweizer Crown Resource AG, die auch die „Prestige“ gechartert hatte. Greenpeace bezeichnet den 26 Jahre alten Tanker mit mehr als 50.000 Tonnen Schweröl an Bord als Bedrohung der Umwelt.

Die spanischen Behörden haben derweil mit der Drohung Ernst gemacht, künftig unsichere Schiffe der nationalen Hoheitsgewässer zu verweisen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde der Einhüllentanker „Moskoviski“ gezwungen, die 200-Meilen-Zone vor der spanischen Küste zu verlassen.

REINER WANDLER

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