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Neues Präventionsprogramm „Polizei und Frauen gemeinsam gegen Gewalt“ in Pinneberg

Weiblich und allein nachts in Pinneberg – da kann es schon mal passieren, dass ein Auto anhält, und der Fahrer sagt: „Na junge Frau, ganz allein unterwegs?“ Keine Panik! Höchstwahrscheinlich ist dieser Fahrer kein Triebtäter, sondern ein Polizist, der nur ein Flugblatt mit Verhaltenstipps überreichen will. „Sie wurden auf Ihrem Weg von der Polizei auf etwas ungewöhnliche Weise angesprochen“, heißt es darauf.

Denn nachdem in Itzehoe im Juli gleich zwei junge Frauen angegriffen und eine davon mit zwölf Messerstichen schwer verletzt wurde, reagierten die Behörden erstaunlich schnell. Die Polizeiinspektionen Pinneberg, Steinburg und Heide starten nun eine Offensive, um Frauen vor Gewalttaten zu schützen. Reguläre Streifendienste sollen an den Wochenenden abends und nachts Frauen ansprechen, die allein unterwegs sind und sie auf die Gefahren aufmerksam machen.

Die Beamten raten dann dazu, möglichst nicht allein nach Hause zu gehen, öffentliche Verkehrsmittel und Taxen zu nutzen und einen Selbstverteidigungskurs mitzumachen. Allerdings lassen sie sie dann doch allein nach Hause gehen. Und die Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse, die die Pinneberger Wache schon seit 1996 kostenlos anbietet, sind immer voll, die Warteliste ist lang. Polizeipressesprecher Lassen erklärt: „Es geht um Bewusstseinsschärfung und Sensibilisierung für vermeidbare Gefahren.“

Polizistin und Selbstverteidigungs-Trainerin Nicole Speer betont, wie wichtig es sei, Frauen „die Opferhaltung abzugewöhnen“, da Täter sich ihre Opfer oft nach bestimmten Merkmalen auswählen. Dazu zählen gebeugte Körperhaltung, hektischer Gang und ängstliches Umschauen. Zusätzlich werden Verteidigungstechniken geübt und besprochen, was zu tun ist, wenn wirklich etwas passiert ist. Und wie vielen ‚einzelnen‘ Frauen und Mädchen begegnen die Streifen nachts tatsächlich? Am vorigen Wochenende trafen sie in Pinneberg keine Einzige. eke