Monsantos Strategie geht nicht auf

Auf den Baumwoll- und Sojafeldern in den USA breitet sich zunehmend ein Herbizid-resistentes Unkraut aus

In öffentlichen Diskussionen zur grünen Gentechnik genießen einige Themen eine stetig große Aufmerksamkeit: zum Bespiel die unkontrollierbare Auskreuzung der gentechnisch eingeschleusten Gene bei Nutzpflanzen. Andere Fakten bleiben jedoch außen vor, obwohl sie für den landwirtschaftlichen Alltag sehr relevant sind, wie sich jetzt in den USA zeigt.

Auf bereits 36 Prozent der gesamten Baumwollanbaufläche des US-Bundesstaates Tennessee wuchs während der vergangenen Saison ein Unkraut mit dem Namen „Horseweed“, bei uns auch als „Canadisches Berufkraut“ (Erigeron canadensis) bekannt. Es war auch mit dem Pflanzengift Glyphosat nicht mehr kleinzukriegen. Das gleiche Bild zeigt sich auch auf großen Teilen der Sojaanbaufläche: Einzelne Horseweed-Pflanzen und ganze Nester wuchsen unbeschadet weiter, auch nachdem das Herbizid Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat ausgebracht wurde. Der eindeutige Befund: Das Unkraut ist Glyphosat-resistent geworden.

Für eine üppige Verbreitung sorgt die Pflanze selbst. Bis zu 250.000 Samenkörner kann eine Pflanze bilden. Durch den Wind, über die Baumwollpflücker oder durch Mähmaschinen werden die Samen verbreitet.

Horseweed gehört zu den zehn am schlimmsten mit Resistenzproblemen behafteten Unkräutern. Wegen der Resistenzentwicklung müssen nun auch wieder andere, seit Jahrzehnten eingesetzte Alt-Herbizide angewendet werden; am besten mehrere, mit verschiedenen Wirkmechanismen.

Vor der Aussaat wird zum Unkraut-Burndown eine Wirkstoffmischung aus Paraquat und Diuron oder aus Dicamba und Glyphosat empfohlen oder auch das kostengünstige 2,4-D; bei der Aussaat ein Mix aus Paraquat und Meturon oder später ein Mix aus dem Organoarsen MSMA plus Diuron. Auch Pflügen nach der Saison wäre effektiv; doch dazu bedarf es einer Erlaubnis, die wiederum mit staatlichen Bodenerosions-Schutzmaßnahmen zusammenhängt.

Was abzusehen war, wenn und weil in den vergangenen Jahren in den gentechnisch, mit Glyphosat-Resistenzen ausgestatteten Baumwoll- und Sojakulturen nur Glyphosat als einziges Herbizid eingesetzt wurde, ist nun eingetreten. Im Bundesstaat Delaware, dort in Glyphosat-resistenten Sojakulturen, sind bereits im Sommer 2000 Glyphosat-resistent gewordene Horseweed-Pflanzen nachgewiesen worden.

Diese angebauten Gentech-Kulturen haben den Bauern also nur wenige Jahre einen Vorteil gebracht. Ein neues Anwendungsprinzip wurde wider besseres Wissen viel zu schnell verheizt. Und das trotz der – kaum bekannt gewordenen – Tatsache, dass in den USA bei Soja eine direkt vorausgegangene Resistenzmisere mit den Gentech-Pflanzen aufgefangen wurde. Das bedeutet für Monsanto, die Herstellerfirma von Roundup und Gen-Saatgut, eine ziemliche Blamage.

Weil nun zur Unkrautbekämpfung und zur Bekämpfung der resistenten Kräuter Mischpräparate aus Alt-Herbiziden eingesetzt werden, müssen insgesamt auch wieder höhere Wirkstoffmengen ausgebracht werden. Den Bauern und der Allgemeinheit kann daran nicht gelegen sein. Die Frage bleibt: Warum nur kommen die Maßnahmen zur Resistenzvermeidung in der Diskussion um das Für und Wider von Gentech-Pflanzen kaum zur Sprache? Über die wenigen effektiven Regeln und Maßnahmen zur Resistenzvermeidung, welche für die Bauern die ökonomisch attraktivste Variante wären, wird nie geredet. Dafür fehlt anscheinend die Lobby.

CRESCENTIA FREUDLING