Reifen statt ruhen

„Nicht Konsumenten, sondern Produzenten unseres Lebens“: Der Hamburger Verein New Generation richtet sich an Menschen, die ihre „dritte Lebensphase“ aktiv und kreativ gestalten wollen

„In Alternativen denken und die Partitur des Lebens selber schreiben“

von IMKE WIETERS

Eine neue Generation, keine alte will dieser Verein ansprechen: „Nicht Konsumenten, sondern Produzenten unseres Lebens wollen wir sein“, beschreibt Professor Hermann Rauhe, Präsident der Hochschule für Musik und Theater, das Konzept von New Generation. Und richtet damit einen „Appell an die Aktivität“ von Menschen in der so genannten „dritten Lebensphase.

Es ist ein sehr persönlicher Appell, den Gründungsmitglied Rauhe mit viel Elan und lebhafter Gestik formuliert. „Nur wer selber brennt, kann andere entzünden“, zitiert der 72-Jährige den Kirchenvater Augustinus. „Ich denke in Alternativen, Pragmatismus ist etwas Furchtbares.“

Menschen zum würdigen Leben zu ermutigen und Chancen und Alternativen gegen Vereinsamung und Isolation zu bieten, ist deshalb ein Ziel des 1995 gegründeten Vereins. Das Konzept, „auf Leben, nicht auf Sterben ausgerichtet“, hat überzeugt: rund 2500 Mitglieder kann New Generation inzwischen vorweisen. Die diversen Stadtteiltreffs in Hamburg – demnächst sollen auch in Lokstedt neue Räume eröffnen –, aber unter anderem auch in Stade und Buxtehude sind offen für alle Menschen, die ihren beruflichen Ruhestand bewusst gestalten oder sich auf ihn vorbereiten wollen.

Aktiv und kreativ: Man solle „die Partitur des Lebens selber schreiben“, heißt es im Klappentext des von Rauhe und Michel-Pastor Helge Adolphsen verfassten Buches „Lob des Lebens – Vom Sinn der reifen Jahre“. Also sich „selber kümmern, bevor man in ein tiefes Loch fällt“, wird Hermann Rauhe konkret.

Um einen Dialog zwischen den Menschen zu ermöglichen, lege der Verein großen Wert auf generationsübergreifende Arbeit in bewusst interkulturellen und interkonfessionellen Gruppen. Besonders die Kooperation mit dem Studiengang Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater kommt dieser Idee zugute. In Arbeitsgruppen können sich die Mitglieder gemeinsam mit Studierenden um Organisatorisches wie Büroarbeit und Buchhaltung kümmern, die vereinseigene, vierteljährlich erscheinende Zeitschrift „New“ mitgestalten oder das Veranstaltungsprogramm mitorganisieren: Das reicht von Theater- und Musikaufführungen über individuelle Reisen bis hin zu Sprach-, Computer- und Philosophiekursen; die Mitglieder treffen sich regelmäßig beispielsweise im Literaturtreff in der Alstercity, bilden die Modelgruppe New Look oder bieten je nach Begabung und Erfahrung spezielle Beratungen an.

Den Anspruch an die neue Generation formuliert Rauhe so: „In deinen Grenzen kannst du noch viel mehr, als du glaubst – Jungbleiben kann man lernen.“ Und deshalb sollen sich explizit auch gehandicapte Menschen angesprochen fühlen, sich zu engagieren. Denn Frauen und Männer, die beispielsweise körperlich nicht mehr in der Lage sind, an einem Segelausflug teilzunehmen, könnten schließlich sehr wohl noch in einem Philosophiekreis mitreden.

Mit Kursen und Vorträgen will New Generation e.V. diesem Anspruch auf körperliche und geistige Beweglichkeit zusätzlich gerecht werden. Veranstaltungen zum Beispiel zum Thema Präventivmedizin oder Gehirn-Jogging sollen eine gesunde Lebenspraxis vermitteln. Einerseits. Andererseits geht es aber auch darum, wach zu werden und sich den Problemen der Gesellschaft zu stellen. Denn, sagt Hermann Rauhe, Bildung ist nicht nur Wissensvermittlung, sondern muss vielmehr „Herzens- und Wahrnehmungsbildung“ sein.

Informationen über New Generation e.V. können per e-mail an info@new-generation-hh.de eingeholt werden und sind im Internet unter www.new-generation-hh.de oder telefonisch unter ☎ 040/278 167 67 zu erfahren. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 5,50 Euro im Monat.