Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Gesegelt, gequatscht – geduzt

Wer hat, dem wird gegeben. Unsereins würde drei Luftsprünge machen, wenn sie mal zu ‘ner richtigen Segeltour, „Törn“ heißt ja so was unter Männern vom Fach, eingeladen würden. Würden! Aber unserem Bürgermeister ist das ja zu gönnen. Hin und wieder gönnt er sich eine kleine Pause von seiner harten Regierungs-Arbeit und spannt auf See aus.

Er sei ein begeisterter Segler, heißt es. Auch wenn bei den Segeltouren manchmal auch politische Kontakte gepflegt werden und es nicht ganz privat ist. So auch Ende September. Ausgerechnet der Chef der Bremer Landesbank Peter Haßkamp hatte zur Segeltour geladen. Wie jedes Jahr, unser Bürgermeister kennt das schon. Aber diesmal war in der geladenen Crew der umstrittene Chef der KPS-Eventim-Gruppe, Klaus-Peter Schulenberg, dabei. In früheren Jahren hatte Haßkamp mehr Fingerspitzengefühl bei den Einladungen für die Crew gezeigt. Ausgerechnet KPS! Wenn der das Musical gerettet hätte, dann wäre es etwas anderes. Wenn der den Kaufpreis für die Ticket-Firma, die er vor fast einem Jahr von der Stadt gekauft hat, bezahlt hätte! Wenn der an der Contrescarpe direkt gegenüber vom Bahnhof, wo die Stadt ihm ein Sahnegrundstück verkauft hat, den Geschäftssitz gebaut hätte. Hätte! Nur aufgrund dieser Zusage hat er beim Grundstücksverkauf den Vorzug vor anderen renommierten Interessenten bekommen. Vor einem Jahr ist da in weiser Voraussicht Rasen eingesät worden. Seitdem will KPS hier und da eine geldwerte Nachbesserung, und die Stadtverwaltung ziert sich.

Also dieser KPS, mit dem der Bürgermeister unter vier Augen so manches Hühnchen zu rupfen hätte, steht plötzlich als Segel-Bruder auf Deck. So ganz ohne Hintergedanken wird Haßkamp das nicht arrangiert haben. Immerhin hat die Landesbank beim Börsengang der Eventim-AG von KPS ihre Finger und ihr Geld drin gehabt. Und wer an die Börse gegangen ist in den vergangenen Jahren, hat Probleme. Da klemmt‘s überall.

Was die drei also da beredet haben auf hoher See – Reinigungspersonal nehmen die da nicht mit. Da geht alles ungespült über Bord. Nur eines ist sicher: Segel-Brüder duzen sich. War der Bürgermeister mit einer respektablen Distanz zu KPS aufs Schiff gegangen – herunter gekommen ist er als Duz-Freund. Und frisch gewonnenen Duz-Freunden kann man einen Wunsch schlecht abschlagen, findet

Ihre Rosi Roland