Sportspitzen bald auf der schäl Sick

Imageverlust für Sportstadt Berlin: Führungsakademie des Deutschen Sportbundes (DSB) zieht 2003 um nach Kölle

An die „schäl Sick“, die „falsche Seite“, wie die Köllner ihre rechtsrheinische Hälfte nennen, verliert Berlin zwei Institutionen des Sports. Denn sowohl die Führungsakademie des Deutschen Sportbundes (DSB) als auch das Olympische Institut verlegen 2003 ihren Sitz von der Spree an den Rhein. Dies kündigte Manfred von Richthofen, Präsident des DSB, auf dem Bundestag des Deutschen Sportbundes am Donnerstagabend in Bonn an.

Grund sei, so von Richthofen, dass die bislang von Berlin geleisteten Finanzspritzen ab nächstem Jahr nicht mehr gezahlt würden. Nach Prüfung zahlreicher Städte, die sich für die Olympischen Spiele 2012 bewerben, sei der Zuschlag für Köln gefallen. Von Richthofen, früher Chef des Landessportbundes Berlin, kandidiert am Wochenende auf dem Deutschen Sportbundestag zum dritten Mal für das Amt des Präsidenten.

Die Entscheidung für den Umzug insbesondere der Sportakademie muss zwar noch formal vom Trägerverein abgesegnet werden. Klar ist aber, dass der DSB die Institutionen wegen „chronischer Finanzierungsprobleme“ Berlins aus der Hauptstadt abzieht. Bisher unterstützte das Land die Führungsakademie mit rund 390.000 Euro jährlich. In den Doppelhaushalt des Landes für 2002/2003 waren die Mittel für das nächste Jahr aber nicht mehr eingestellt worden.

Ausschlaggebend für den Umzugsbeschluss, der am 1. Juli 2003 erfolgen soll, war zudem, dass Köln die DSB-Einrichtung jährlich mit 300.000 Euro fördert. Zugleich lockten die Kölner damit, für die Akademie ein neues Gebäude im Sportpark Müngersdorf zu errichten, das 2004/2005 eingeweiht werde.

Den Wegzug der Tagungs- und Ausbildungsstätte, die neben der Schwimm- und Sporthalle in Schöneberg untergebracht ist, sowie des Olympischen Instituts kritisierte der Landessportbund (LSB) als „Imageverlust für Berlin“. Es sei kein „Zeichen des Vertrauens“ in die hiesige Sportpolitik, sagte LSB-Sprecher Dietmar Bothe zur taz, „wenn große Verbände gehen“. Zu Mauerzeiten habe das Land sich darum bemüht, die Institutionen an Bord zu halten, was auch gelungen sei. Jetzt könne man einfach nicht weiter zahlen. Berlin verzichte damit aber auf Einnahmen und Renommee durch den Sport und die Institute selbst.

Enttäuscht zeigte sich Bothe, weil der DSB das Angebot, die Einrichtung im benachbarten Potsdam anzusiedeln, ausgeschlagen hatte. „Die wollten, aber der Sportbund wählte Köln. Schade.“ Der Sprecher rief in Erinnerung, dass Berlin den Verkauf des Wannseegrundstücks, auf dem das Olympische Institut residiert, nicht energisch genug angeschoben habe, um an Geld und damit an mögliche Fördermittel zu gelangen.

Von Richthofen selbst hatte früher gefordert, dass das Institut „nicht an solch prominenter Stelle“ am Wannsee residieren müsse und die Liegenschaft veräußert werden könne. Als Ausweichquartier hatte der frühere Landessportchef vorgeschlagen, Räume am Olympiastadion zu nutzen. ROLA