GENMAIS FÜR AFRIKA: LIEBER KEINE HILFE ALS SCHÄDLICHE HILFE
: Humanitärer Imperialismus

Afrika steht vor einer Hungerkrise beispiellosen Ausmaßes, behauptet das UN-Welternährungsprogramm WFP: 38 Millionen Menschen seien betroffen, vor allem im Süden und Osten des Kontinents. Pünktlich zu Weihnachten bringen sich nun die USA in Stellung: Einer ihrer zuständigen Diplomaten nennt die Weigerung einer Regierung, Gen-Food als Nahrungsmittelhilfe anzunehmen, ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.

Solche starken Worte vermissen Afrikas Menschenrechtler schmerzlich, wenn es um Kriegsverbrechen in Kongo oder Burundi, der Elfenbeinküste oder der Zentralafrikanischen Republik geht. Hier äußert sich ein humanitärer Imperialismus der rohesten Art, der ein Grundprinzip humanitärer Hilfe verletzt: Man muss mit den Betroffenen arbeiten, nicht gegen sie. Hilfsangebote, die Schaden anrichten, sind schlechter als gar keine.

Man kann unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob genmanipulierter Mais an Afrikas Hungernde verteilt werden darf. Jenseits der Kontroverse über gesundheitliche Unbedenklichkeit, in der die fundamentalen Gegner des Genmaises in der Minderheit sind, gibt es in der UNO Diskussionen darüber, wie man sicherstellt, dass genveränderte Maislieferungen nicht in die Saatgutbestände der Empfängerländer gelangen. Dort könnten sie Maisernten kontaminieren und eventuell exportunfähig machen. Die Äußerungen aus den USA tragen zu Fortschritten in dieser Diskussion nicht bei. Man kann sich in den nächsten Monaten bizarre Debatten vorstellen, in denen die USA Gen-Food-Gegner für Afrikas Elend verantwortlich machen, die Ursachen des Hungers aber ignorieren.

Leider verhält sich das WFP, federführend bei der Hilfsgüterverteilung, passiv. Ursprünglich wollte kein Land des südlichen Afrika Genmais annehmen. Konfrontiert mit der Wahl zwischen Genmais und keinem Mais, haben die meisten nachgegeben – außer Sambia. Jetzt sagt das WFP, es sei nicht mehr möglich, nichtmanipulierte Lieferungen in die Region zu bringen. Die USA stellen zwei Drittel der Hilfsgüter des WFP, was diese Haltung erklärt. Es läge nun an anderen Gebern, sich stärker zu engagieren, damit das Gen-Diktat der USA gebrochen werden kann. DOMINIC JOHNSON