In Asker kommt Freude auf

Aus einem kleinen Ort bei Oslo kommen die Pfandautomaten für Deutschland. Das Geschäft blüht

STOCKHOLM taz ■ In Asker, einem kleinen Ort vor den Toren der norwegischen Hauptstadt Oslo, herrscht vorgezogene Weihnachtsstimmung. Hier ist die Firma Tomra zu Hause, die als Erste Automaten für Pfandflaschen und Pfanddosen produzierte und inzwischen in Europa einen Marktanteil von über 90 Prozent hat. Sie stellt die Geräte her, die bis Juli 2003 im deutschen Einzelhandel für eine reibungslose Bewältigung des Pfanddosenrücklaufs sorgen sollen. Zwei Jahre lang stand die nach der Bundestagsentscheidung zur Einführung des Dosenpfands rasch georderte neue Produktionsstraße zum Automatenbau in Asker still und drückte die Rentabilität der Firma. Jetzt wird sie angeworfen.

Begonnen hatte die Tomra-Erfolgsgeschichte auch zu Weihnachten. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1971 standen die Brüder Petter und Tore Planke im Keller eines Hauses und setzten den ersten Pfandautomaten der Welt zusammen. Am 2. Januar 1972 wurde er im Laden von Aage Fremstad in Asker installiert, am 1. April gleichen Jahres der Familienbetrieb Petter Planke A/S in einer alten Werkstatthalle gegründet.

Nach den Flaschen kamen die Dosen, und, als Schweden 1983 das Dosenpfand einführte, der erste kräftige Aufschwung. Aus manuell betriebenen Dosenquetschen, die die zerquetschten Dosen zählen konnten, entwickelte die Firma technisch immer avanciertere Pfandautomatensystem. Die Tomra-Maschinen lesen am jeweiligen Strichcode, ob die eingeworfene Büchse, Glas- oder PET-Flasche zum Pfandsystem gehört und welchen Pfandwert sie hat. Automatisch wird das entsprechende Pfand in Geld oder als Gutschein ausgeworfen. 1984 ging das Unternehmen als Tomra A/S an die Börse.

Über 30.000 Tomra-Automaten stehen mittlerweile in europäischen Supermärkten, 8.000 in den USA. Laut einer von der Financial Times vor zwei Jahren veröffentlichten Aufstellung war Tomra eines der weltweit profitabelsten Papiere der Neunzigerjahre. Die Tomra-Aktie gehörte als Umweltinvestition schnell auch zum selbstverständlichen Posten im Depot der meisten grünen Aktienfonds.

Doch das Warten auf den deutschen Dosenpfandtag und miserable Geschäfte in den USA, dem bislang größten Einzelmarkt, stürzten die Firma im letzten Jahr in eine tiefe Krise. In Kalifornien wollte man Behörden und Öffentlichkeit von den Vorzügen des Pfandsystems überzeugen und baute eigenfinanzierte Rücknahmecenter auf. Die Verluste aus diesem Geschäft haben sich in zwei Jahren auf fast 100 Millionen Euro angehäuft. In Deutschland hatte man einen umfassenden Verkaufsapparat aufgezogen, der, statt Aufträge zu bringen, nur Geld kostete. Die endgültige Einführung des Pfandsystems in Deutschland ist also so etwas wie der lang erwartete Goldesel für Tomra.

Wie viele Automaten schon bis zum 1. Januar bereitstehen können, bleibt Geschäftsgeheimnis. Ein Teil des Geschäfts ist offenbar in aller Stille schon gelaufen. Schätzt man die Umsatzzahlen der letzten zwei Jahre mit deutschen AbnehmerInnen richtig ein, dürften rund 2.000 bis 3.000 Automaten – Stückpreis zwischen 10.000 und 17.000 Euro – schon in einem deutschen Lagerhaus auf den Einsatz warten. Und auch die Lager in Asker scheinen nicht leer zu sein. Darauf deutet die Aussage von Tomra-Chef Erik Thorsen, er erwarte nicht unbedingt neue Bestellungen vor Weihnachten, gehe aber davon aus, dass zum 1. Januar „einzelne deutsche Einzelhandelsketten“ fristgerecht für den Pfandstart bereitstehen würden. Der Mann muss wohl am besten wissen, warum das möglich ist. REINHARD WOLFF